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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Muthesius, Anna: Ausstellung von Kleidern in der Kölner Flora
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0225

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Anna Muthesius—Nikolassee:

AUSSTELLUNG VON KLEIDERN

IN DER KÖLNER FLORA.

VON

ANNA MUI'HliSIUS— NIKOLASSEE.

Das hübsche Heiligenbild, das man an dem
Tore der Flora in Köln der Göttin Kunst
aufgerichtet hatte, ist mit dem Fallen der Blätter
verschwunden. Schwerlich wird man es im Früh-
jahr wieder anbeten können, denn die Erfahrungen
des Sommers haben gelehrt, daß es eine Utopie
war, die Stadt der Eau de Cologne zur Kunst-
stadt stempeln zu wollen. Schon sind Entschlüsse
gefaßt, auf dem Plaß, wo so feierlich die Ton-
halle von Behrens hinter den alten Bäumen her-
vorschimmert, und da, wo am kleinen Teich das
rote Sandsteinhäuschen des Olbrichschen Rosen-
hofes herüberwinkt, etwas rationelleres „wer
weiß was" entstehen zu lassen. —

Als leßte der Flora-Sonder-Ausstellungen
fand in der Tonhalle von Behrens eine Kostüm-
Ausstellung statt. Die Besucherzahl mehrte sich
bei dieser Gelegenheit, die Damen unterbrachen
ihren Kaffeekuchen- und Konzert-Nachmittag auf
der Floraterrasse, die Kleiderschau machte selbst
dem neugeborenen Giraffenbaby im Zoo nebenan
Konkurrenz.

Die graudüstere Tonhalle hatte vor ihrem
Ende noch einmal ein frisches weißes Kleid
erhalten, die Seiteriräume waren in weiß aus-
geschlagene Kojen abgeteilt um das farbige
Kostümdurcheinander in einzelne geschlossene
Farbenbilder zusammenschließen zu können. Die
unerträgliche soldatische Aufreihung der Kostüm-
puppen war auf diese Weise vermieden. Man
fand eine weiße Gruppe von Kleidern mit braunen
und goldenen Besaßtönen. Da vertrug sich ein
weißes Crepe de Chine-Kleid mit braunen gestickten
Blumen von Paula Wincker mit einem weißen
Cachemiregewand mit braungemalten Rosen von
Fräulein Jakobsen — Berlin. In einer lilablauen
Koje fand sich ein lila Atlaskleid mit silber-
gestickter Passe von Fräulein Petersen und
Höxbroe und ein blaues Sammetkleid mit Perlen-
neßwerk von Frau Else Oppler —Berlin. Ein
prächtiges weißes Atlaskleid mit reicher rötlicher
Perlenstickerei von Frau Oppler leitete gut in

FRL. HÖXBROE—BERLIN. Abendkleid in Weiß u. Gold.

die rote Gruppe über, in der ein schönes Kleid
von Frau Lang-Kurz-Stuttgart und ein deko-
lettiertes feingesticktes Abendkleid von Frau Fia
Wille aufgestellt war. Eigenartig in stumpfem
Grün wirkten 2 Chiffonkleider mit Batikfärberei
von Rose Bauerschmied —Erfurt. Zu diesen
stimmte gut ein Mohrbutterkleid aus grünlicher
Seide mit bläulichem Chiffonüberwurf. Fräulein
Buschmann - Berlin sandte fein komponierte
Kleider, Marianne Steffenhagen originelle Blusen.
Sehr schön in böcklinblauen Stoffgehängen wirkte
das blau auf weiß schön gestickte Chiffonkleid
von Else Raydt-Stuttgart. In Vitrinen fanden
sich eine Menge künstlerischer Maschinen-
stickereien von Maria Brinckmann — Berlin. — —
Man hatte auch die Engländer geladen. Leider
hatte die Gesellschaft der Dreß - Designers in
London nur kleine Sachen geschickt, eine Menge
Kinderschürzen, die alle nach dem Muster des
alten englischen Bauernkittels „gesmockt" waren,
Spißen und Schmucksachen. Nur Mrs. Newbery
und Miß Macbeth-Glasgow schickten Kleider,
schön abgetönt in der Farbe und mit wunder-
vollen Auflagestickereien in grünen und blauen
Tönen. - Man hatte auch versucht, Geschäftshäuser

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