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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Die Zukunft der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0231

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Moriz Baron Lasser—München :

EMANUEL JOSEF MARGOLD—WIEN.

Entwurf für ein gesticktes Kissen.

DIE ZUKUNFT DER KÜNSTE.

So ist es denn eine Tatsache geworden. Die
Mathematik, die Wissenschaft hat gesiegt
über die malende Hand. Sah ich doch unlängst
selbst die neuesten farbigen Aufnahmen nach
dem neuen Verfahren in einem Schaufenster
unserer Stadt, und sie zeigten die Natur ebenso
zarttönig, ebenso farbenecht, ebenso groß und
auch so auf jede falsche Gebärde verzichtend —
wie ein Spiegel. Troßdem werden wir natürlich
noch viele „neue Verfahren" erleben, bevor das
Problem der farbigen Photographie ganz gelöst
sein wird. Allein man darf wohl schon bei dem
jeßigen Stand der Dinge einen Rückschluß auf
die Malerei wagen, man darf untersuchen, inwie-
ferne sie sich einer solchen Konkurrenz — der

schwersten nämlich! — gewachsen zeigen dürfte.
Sie wird versagen. Sie wird einfach, klipp und
klar gesagt, versagen. Denn nur die größten
Individualitäten haben uns noch etwas zu
sagen, steht die blanke Natur neben ihnen; die
anderen Maler . . . doch ich will lieber schweigen.
Die Herren von der Palette werden sich eben
einmal ihres Amtes gründlich besinnen müssen.
Darauf, daß malen auswählen heißt, daß Malerei
stumme Musik sein sollte, Farbenpracht und
-Harmonie. In der Zukunft wird also nur das
dekorative Gemälde möglich sein; die an-
gewandte Zeichnung jeglichen Genres, das Fresko,
das leuchtende Kirchenfenster - sie werden
eine ungeahnte Blüte erleben. Vor allem aber

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