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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Kühn, Paul: Maler Walther Georgi
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0294

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walther georgi—holzhausen. Zyklus: »Ein Herbsttag«. Nr. i: »An der Kapelle«.

Exposition internat. Paris 1900: Goldene Medaille. Besitzer: C. Schwarz—Steglitz.

MALER WALTHER GEORGI.

Die Künstler-Vereinigung »Scholle« ist einer
der stärksten Versuche, die Kunst wieder
mit dem Leben zu verbinden und zwar nach
zwei Seiten. Das eine Mal haben die Georgi,
Erler, Münzer, Putz, Eichler ein neues Stoff-
gebiet für die Kunst erobert, zum andern
haben sie eine neue dekorative Malerei be-
gründet. Beide sind auf dem Umwege der
farbigen Illustration auf einem gesunden Volks-
tum erwachsen. Ihre Verschmelzung von
Malerei und Illustrationsstil ergab eine Syn-
these, die sehr merkwürdig, neu und frucht-
bar ist. Sie hat den Weg gezeigt, wie wir
für unsere Schulen, Volkshäuser, Bierhallen,
Konzertsäle zu einer Wandmalerei gelangen,
die in ihrer Raumbildung, ihrer Farben- und
Linienwirkung ebenso originell wie volkstüm-
lich ist. Und das ist ein Gewinn, der gar
nicht zu unterschätzen ist, wenn auch die
Forderungen einer Qualitätenmalerei Manets,
Leibis, Trübners von dieser dekorativen
Malerei nicht erfüllt werden, nein, nicht er-
füllt werden können. Die Einwände, die da-
gegen erhoben worden sind, sind im Grunde
nicht stichhaltig; denn die Ästhetik der Tafel-

malerei ist eine andere als die Ästhetik des
Wandbildes. Die großen Formate, die die
Schollenkünstler wählten, sind nur ein Not-
behelf für fehlende Wände und die gelegent-
lichen Übertreibungen in Licht- und Farben-
Effekten, das Allzurobuste und Übertriebene
der Wirkungen wie auch die Tatsache, daß
sich die Künstler, Georgi besonders in Bildern
wie Leonhardifahrt und Vesper, im Format ver-
griffen haben; daß die Bilder nicht monu-
mental gedacht, sondern nur Vergrößerungen
sind, hat seinen Grund darin, daß die Künstler
nicht durch gegebene Räume gebunden und
zum Stil der Raummalerei erzogen werden.
In dem bisherigen Schaffen Georgis*) ist diese

*) Seine Werke: Drei Schwestern am Kaffeetisch
(1894), Herrenporträt, Seelandschaft (1895), eine große
Zahl farbiger Zeichnungen und Lithographien (1899 ff.),
Mittagsstunde (1900), Kartoffelernte, Saure Wochen,
frohe Feste (1901), Feuer (1902), Frühlingsblumen,
Störche (1903), Leonhardifahrt, In der Veranda (1904),
Vesper (1905), Dame mit blauer Tasse, Katzenmutter,
Dame in Weiß (1906), Kleine Wäscherin, Der Herr
Bürgermeister, Altbayerisch, Prof. Lamprecht, Eltern
(sämtlich Porträts), Stilleben.

1908. V. 1.
 
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