Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

DOI article:
Kühn, Paul: Maler Walther Georgi
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0295

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Maler Walther Georoi.

walther georgi. Gemälde aus einem Zyklus: »Ein Herbsttag«. Nr. 3: »Eintritt in den Park«.

Seite einer gesunden, farbenfreudigen deko-
rativen Malerei besonders stark entwickelt,
wenn er auch nicht dem großen Zuge nach-
strebt, der Fritz Erler zu einem der talent-
vollsten Wandmaler unserer Zeit gemacht hat.

Georgi ist vom Freilichtbild ausgegangen;
die Drei Schwestern am Kaffeetisch mit
obligaten Sonnenflecken, die Eltern in der
sonnig grünen Sommerlaube sind Proben
eines ebenso kräftigen und frischen wie deli-
katen malerischen Könnens. Dieser Weg
des Malers wurde, vielleicht etwas unver-
mittelt, unterbrochen durch ein reges illu-
stratives Arbeiten für die Jugend, durch die
große Folge von farbigen Zeichnungen und
Lithographien (Pflügender Bauer, Obstgarten,
Biergarten, Alte Stadt, Birnbaum, Markt,
Bauernhof, Alte Stadt, Aus einem alten
Städtchen, Sonnenrosen, Kuhstall, Schwarz-
waldmotive, stille Täler, Parkszenen, Einsamer
Park, Achensee u. a.). Diese Arbeiten, die
den Weg in Schule und Haus gefunden haben,
weil sie im besten Sinne des Wortes volks-
tümlich sind, setzen eine ganz andere Art
der Konzeption voraus, ein Sehen und Ge-
stalten in wenigen großen Linien und wenigen
gegeneinander abgestimmten Farbenmassen.
Georgi gibt diesen Zeichnungen eine linear-
farbige dekorative Haltung, die vielleicht vom
Plakatstil ausgeht, aber sowohl in der sinn-

lich-poetischen Stimmung wie in der großartig
sicheren Raumgestaltung die Grundlagen eines
neuen Wandmalereistiles gibt. Den Geist
dieser farbigen Zeichnungen kann der hier
abgebildete Zyklus >Ein Herbsttag« deutlich
machen, wenn auch auf die Wiedergabe der
Farbe verzichtet werden muß. Diese Kunst
Georgis ist frisch wie ein reifer Apfel; in dem
ganz volkstümlichen Charakter, in dem er das
Landleben, die deutsche Landschaft (beson-
ders den Herbst), Arbeit und Vergnügen
durchempfindet und mit einer rustikalen Frische
und Gesundheit, der aber oft jene leichte
Melancholie beigegeben ist, die für die deutsche
Volksseele, wie sie sich so nachhaltig im
Liede ausspricht, bezeichnend ist, ist er ein
Fortsetzer Dürers, L. Richters und Schwinds.
Mit diesem Stilgefühl nun, das die farbige
Zeichnung durch die Kultivierung der Linie
und die Auswahl weniger sympathischer Farben
zeitigte, geht Georgi an die Konzeption seiner
großen Malereien. Was er dabei an malerischer
Feinheit verliert, ersetzt er durch eine außer-
ordentliche malerische Frische.

Georgis Bedeutung und die unfehlbare,
sehr starke und sinnlich-lebensvolle Wirkung
seiner Kunst liegt in der Sicherheit seiner
Raumbildung; er steht hier als ein ganz Selbst-
ständiger, der mit ureigenen Mitteln arbeitet,
auf dem Boden Marees, Thomas, L. v. Hof-

*84
 
Annotationen