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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Ludwig, V.: Mathias Molitor - Leipzig (Rom)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0376

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Mathias Molitor—Leipzig.

Menschenpaar darin, ein
Knabe, der ein Pferd am
Zügel führt und andere,
eigenartig in der Empfin-
dung und kräftig in der
Farbe. Gleichzeitig setjte
er die buchgewerbliche
Tätigkeit fort, zeichnete
Buchschmuck u. Exlibris,
lithographierte, machte
Radierversuche und ent-
warf moderne Möbel;
auch die ersten plasti-
schen Anläufe fallen in
diese Zeit. So konnte er
nicht nur einen beschei-
denen Hausstand begrün-
den, sondern das Inter-
esse kunstliebender Pri-
vatleute ermöglichte es
ihm sogar, einige Jahre
nach der Stadt seiner
Sehnsucht, nach Rom zu
gehen, und dort ganz
seinen plastischen Be-
strebungen zu leben, über
deren Ergebnisse er nun
Rechenschaft ablegt. —
Die Arbeiten nehmen die
einfachsten und doch
höchsten Aufgaben der
Plastik mit starkem,
sicherem Bewußtsein auf,
das menschliche Antlirj
und die menschliche Ge-
stalt, und auch der
Fernerstehende wird es
denselben ansehen, daß
er dabei von der Kunst
Artur Volkmanns manche
Eindrücke empfangen hat,
dessen wundervolle Büste
einer Leipziger Dame er

früher hatte entstehen sehen. Nicht im Sinne
einer Abhängigkeit ist dies zu verstehen, wohl
aber so, daß er Wesensverwandtes erkannte,
ergriff und seiner eigenen Art nußbar zu machen
wußte. Sehr deutlich tritt das bei der Büste
der Frau des Künstlers hervor, die zunächst
vielen Beschauern unwillkürlich den Namen des
älteren, befreundeten Meisters auf die Lippen
lockte, und die doch im einzelnen auch wieder
ganz anders ist als dessen Art, bewegter, indivi-
dueller, reicher detailliert, dafür andererseits nicht
ganz so einfach und abgeklärt, was ein Jeder nach
seinem persönlichen Geschmack betrachten und

MATHIAS MOLITOR LEIPZIG.

Porträtplastik.

bewerten mag. Ähnliches gilt von dem reizenden
Köpfchen seines Jungen, das allgemeiner Sympathie
sicher ist. In einer kleinen weiblichen Figur, die
mit rückwärts verschränkten Händen auf poliertem
Marmorsockel steht, gibt er dann den ganzen
Körper, und zwar so sachlich ernst und verstanden,
so sicher in der Stellung und so klar in der Form,
daß man mit Recht auf die weitere Entwicklung
in dieser Richtung gespannt sein kann. Der Höhe-
punkt des bisher vom Künstler Erstrebten und Er-
reichten dürfte in der lebensgroßen Bronzefigur
eines Mannes — die aber hier nicht wiedergegeben
ist — zu erblicken sein. — v. ludwig rom.

1s08. VI. i-

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