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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Zobel, Victor: Neuere Arbeiten von J. V. Cissarz
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0377

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Victor Zobel:

J. V. CISSARZ STUTTGART.

Modell eines Gartens und Haus-Anbaues.

NEUERE ARBEITEN VON J. V. CISSARZ.

Im Grunde sind viel Worte zu den hier ge-
zeigten Arbeiten des nun in Stuttgart
wirkenden J. V. Cissarz durchaus vom Übel,
weil sie nur von dem ablenken, was allein
wirken soll, von den Wiedergaben der Werke
selbst. Die Kunstzeitschriften täten, meine
ich, gut, eine reinliche Scheidung zu machen
zwischen einem bilderbuchartigen Teil, in den
nur kurze und sachliche Daten, wennmöglich
von den Urhebern der Werke selbst her-
rührend gehörten, und einem betrachtenden
literarischen Teil, der allgemeine und wesent-
liche kritische Abhandlungen enthielte. In-
dessen, für mich fügte Schicksal und freund-
liches Herkommen es diesmal noch anders,
und so wäre denn die Eingangsbetrachtung
eigentlich überflüssig.

Ich will mich aber trotzdem in der Haupt-
sache auf das beziehen, was ich vor nicht
gar zu langer Zeit in diesen Blättern über die
Schaffensrichtung Cissarzens gesagt habe, als
er noch der Darmstädter Künstler-Kolonie
angehörte, die ihn mit großem Bedauern ver-

loren hat. Auch die jetzt veröffentlichten
Arbeiten geben wieder Zeugnis von der er-
staunlichen Energie, mit der dieser Künstler
in die mannigfaltigsten Lebensgebiete dringt.
Eine beseelte Feierlichkeit und anmutige Würde
scheint mir aus allen Arbeiten hervorzuklingen,
eine musikhaft rhythmische Grundstimmung,
die manchmal im Hinblick auf den einfachen
Zwecken dienenden Gegenstand vielleicht ein
wenig zu auffällig hervortritt. Aber immer
ist doch der seelische Anteil wohltuend und
mitziehend zu spüren, die auf leise, tiefe und
freudige Wirkungen gerichtete Art dieser Per-
sönlichkeit : in dem liebevoll ausgedachten
Gärtchen, dem Speisezimmer mit seiner deli-
katen Mosaik-Stimmung, den Glasmalereien
mit den durchaus persönlich empfundenen
Gestalten. Überall ist ein Suchen nach einer
eigenen und neuen Weise, nirgends das Vor-
spielen einer alten, und immer wird der Be-
trachter zu einer deutlichen Stellungnahme
gezwungen. Dies Wege-Suchen und Finden,
die Bewegung in allen Hervorbringungen des

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