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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Vogt, Adolf: Das Landhaus Schimmelpfeng in Zehlendorf: erbaut von Campbell & Pullich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0267

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Das Landhaus Schimmelpfeng.

CAMPBELL & PULLICH- BERLIN.

Kamin in der Diele.

zimmer. Von da führt ein niedriger Gang
in das Dachgeschoß des Anbaus, in dem
eine Dunkelkammer und ein Kneipraum unter-
gebracht sind.

Über die formale Seite der Einrichtung
ist wenig zu bemerken. Äußerste Diskretion
war hier Grundsatz. Desto größeres Gewicht
wurde auf die Gesamtarchitektur der Räume
gelegt. Ihr ordnen sich alle Einzelmotive
unter. So entstanden wohlproportionierte
Räumlichkeiten von organisch-einheitlicher
Erscheinung. Die Struktur der Wand tritt
immer markant hervor. Eine durchgehende
Horizontale gliedert und ordnet und faßt (als
Sims oder Sockel) energisch zusammen. Über
dem Sims läuft ungebrochen ein Fries rings um
die Wände. Die Decke ist glatt oder ein-
fache Balkenlage. Charakteristisch für die
Wandgestaltung sind die von der Holzarchi-
tektur kräftig gerahmten farbigen Flächen.
Diese buntbedruckten Stoffe und Tapeten
treten eigentlich nie ohne Rahmung auf und
wirken so fast wie Füllungen oder Bilder.

Besonders originell wirken die langgestreckten,
schmalen Ausschnitte, die nur Teile des Rap-
ports geben, wovon Seite 250 oben ein Bei-
spiel zeigt. Auch alle Vertiefungen in der
Wand, wie besonders die Kaminnischen, sind
bildartig gerahmt und meist auch als Ganzes
von abstechender Farbe. — Übrigens ist ein
scharfer Unterschied gemacht zwischen Holz-
architektur und Möbel. Das letztere hat
seinen eigenen Charakter bekommen, in dem
die Unzugehörigkeit zur Wand, die Selbst-
ständigkeit, die Beweglichkeit stark betont
sind. (Unsere Moderne verwischen allzuoft
diesen Sondercharakter des Möbels.)

Nun über den Garten noch ein paar
Worte! Unsere Architekten sind eben im
Begriffe, sich auch des Hausgartens zu be-
mächtigen. Es ist verständlich, wenn in
dieser Zeit des Kampfes die Forderung des
»architektonischen Gartens« etwas zu ein-
seitig aufgestellt wird. Entgegen dem Sinn
des Wortes »Garten«. Das begreift doch
Kunst und Natur in gleicher Potenz in sich.
 
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