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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Wettbewerb für künstlerische Besuchs-Karten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0095

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Wettbeiverb für künstlerische Besuchs-Karten.

WETTBEWERB FÜR KÜNSTLERISCHE BESUCHS-KARTEN.

Es ist nicht zu leugnen, dag die Wiederbelebung
des hübschen und zweckmäßigen Gebrauchs
von künstlerischen Bücherzeichen in den legten
Jahren sowohl den Künstlern und den verschie-
denen Zweigen der Drucktechnik ein erfreuliches
Arbeitsfeld eröffnet, als auch eine gewisse Mission
durch Propagierung der Kunst erfüllt hat. So war
denn auch vorauszusehen, daß Künstler und Kunst-
liebhaber dem Bestreben der Königlichen Aka-
demie für graphische Künste und Buchgewerbe
in Leipzig und des Vorstandes des Deutschen
Buchgewerbevereins in Leipzig durch ein Preis-
ausschreiben, auch die künstlerische Besuchs-
karte, — deren Ausstattung besonders von den
Graphikern des XVIII. Jahrhunderts mit Liebe
gepflegt wurde, — in neuzeitlichem Gewand
wiedererstehen zu lassen, alle Sympathie ent-
gegenbringen würden.

Um die Sache zu fördern, hatten Ihre Kaiser-
liche und Königliche Hoheit die Frau Kronprin-
zessin des Deutschen Reichs und von Preußen,
sowie Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin
Johann Georg von Sachsen allergnädigst gestattet,
daß in Verbindung mit diesem Wettbewerb auch
insbesondere auf Höchstihren Namen lautende
Besuchskarten ausgeschrieben wurden.

Es handelte sich also um drei besondere
Preisausschreiben, für die insgesamt 4500 Mark
zur Verfügung standen. Die Beteiligung war denn
auch bei diesen günstigen Verhältnissen äußerst
rege; 2043 Arbeiten lagen dem Preisgericht zur

Beurteilung vor. Wenn auch der weitaus größte
Teil der Einsendungen ernstlich nicht in Frage
kam, — denn wer wollte nicht mutig wagen,
solche Preise zu erringen? — so befriedigten
immerhin 462 Entwürfe alle billigen Ansprüche,
sodaß sie für die vorgesehene Wanderausstellung
verwendet werden können. Aus dieser Gruppe
kamen 54 Arbeiten in engere Wahl, 16 wurden mit
Preisen bedacht, 38 erhielten lobende Erwähnungen.

Zur Beurteilung des Ergebnisses des Wett-
bewerbes ist eine Klarstellung wichtig. Immer
mehr gewinnt das sachlich vernunftgemäße,
architektonische Empfinden unserer Zeit an Boden.
Die Bedingungen für spielerischen Luxus, für
ornamental phantastische „Kunst" in Handwerk
und Industrie sind zur Zeit nicht gegeben. Die
Gestaltung unserer Umgebung muß aus der Er-
kenntnis der Bedürfnisse des Lebens erfolgen
und wenn dieses Ziel erreicht ist, so wird das
unsere „Kunst" sein, auf die wir stolz sein wer-
den. Die Gestaltung einer Besuchskarte im all-
gemeinen wird sich daher auf die klare Darstel-
lung der nötigen Angaben, Name, Beruf, Adresse
in schönen Typensätjen beschränken können, eine
Aufgabe, die ebensoviel Geschmack erfordert,
als sie Variationen ermöglicht. Im Gegensaß zu
diesen Tendenzen betonte das Preisausschreiben,
daß es sich in diesem Fall um ein Luxus-Gebilde
für „die in Frage kommenden" Kreise, um Werke
feinster Kabinettskunst handelt, die für den
Sammler und Kunstfreund von Wert sein sollten,

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