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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Pabst, Arthur: Voraussetzungen und Grundlagen der gewerblich-technischen Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0242

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annie french Glasgow. Federzeichnung: »The little mayde found«.

VORAUSSETZUNGEN UND GRUNDLAGEN
DER GEWERBLICH-TECHNISCHEN ERZIEHUNG.

Die Fragen der gewerblich-technischen Er-
ziehung sind heute an der Tagesordnung und
werden nicht eher wieder verschwinden, bis sie
eine befriedigende Lösung gefunden haben. Dag
die alte Zunftlehre kein pädagogisches Muster-
institut war, wissen wir alle. Aber je mehr sie
allmählich außer Wirksamkeit tritt, umsomehr
beklagt man auch ihr Verschwinden und sieht
sich genötigt, nach einem Ersarj zu suchen. Ihre
Wirksamkeit beruhte auf den Vorzügen des alten
Handwerkes: die einfache Technik, die eine
gründliche individuelle Durchbildung und Übung
in der Handhabung der Werkzeuge ermöglichte,
wobei man echte Materialien verwendete und auf
Surrogate verzichtete, lieg sich in der Werkstatt
erlernen, auch wenn dem Meister die Lehrbegabung
abging. Für den Lehrling galt eben der alte
Reimspruch: „Stiehl mit den Augen, nicht mit

der Hand, dann wirst du 'was taugen und kommst
nicht in Schand'!"

Die Zunftlehre ist zweifellos aus uralten An-
fängen hervorgegangen und viel älter, als die
Zünfte selbst sind. Viele gewerbliche Beschäf-
tigungen, die man schon lange als besondere
Betriebsformen kennt, waren ursprünglich Betäti-
gungen des Hausfleifjes, wie er in der Familie
vom Vater auf den Sohn und von der Mutter auf die
Tochter forterbte. Das gilt z. B. vom Zimmern,
Sägen und Sehnigen ebenso wie vom Spinnen,
Nähen und Weben, und der Wirtschaftsbetrieb
in kulturell zurückgebliebenen Gegenden und bei
Völkern auf einer tieferen Entwickelungsstufe zeigt
uns dies heute noch in anschaulicherer Weise,
als unsere hohe städtische Kultur, die übrigens
auch noch zahlreiche Reste derartiger natürlicher
Erziehung aufweist. Namentlich die Landwirt-

1909. IV. 2.
 
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