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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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E. R. H.: Ein Landhaus in Niedersachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0249

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ARCHITEKT WTLH. FKANKF.L HAMIUIKG.

Landhaus in Niedersachsen.

EIN LANDHAUS IN NIEDERSACHSEN.

Der Architekt, der Gelegenheit hat, draußen
auf dem freien Lande zu bauen, kann
sowohl im Grundriß als auch in der äußeren
Gestaltung der Gebäude viel leichter alle die
Fehler vermeiden, zu denen der beschränkte
Raum einer städtischen Straße, die Vor-
schriften der Baupolizei und die erforderliche
Ausnutzung eines derartigen Bauplatzes den
Erbauer nur zu leicht verleiten.

Die hier beigefügten Abbildungen stellen
nun ein derartiges Landhaus dar, das ein
jüngerer Hamburger Architekt, Wilhelm Fränkel,
in den Elbniederungen für einen Hamburger
Bauherrn errichtet hat. Grundriß und Ge-
samt-Anordnung verraten den wohltuenden
Einfluß, den Hermann Muthesius mit seinem
vorzüglichen Buch, »das englische Haus« auf
die jüngere Generation ausgeübt hat. In die
Marschniederung, mit ihren saftigen Wiesen,
ihrem schweren Himmel und ihrer völligen
Flachheit paßt nur ein niedriges durch ein
großes Dach beschütztes Haus, das gleichsam
geduckt aus den wenigen Bäumen heraus-
schaut. Rote Ziegelwände, grauschwarze
Dachpfannen, weiße Fenster und grüne Läden
sind die Grundelemente des Baus, dessen
einzigen Schmuck sie gleichzeitig bilden.

Wer die schönen Bauernhöfe in jener
Gegend kennt und zudem sieht, wie einer
nach dem andern verschwindet, um Scheuß-
lichkeiten in weißem Stuck Platz zu machen,
kann nur wünschen, daß die Städter die gute
Kultur aufnehmen, die der Dorfbewohner von
heute nicht mehr begreift. Sklavische Nach-
ahmung eines Bauernhauses wäre natürlich
ganz verkehrt, wenn es sich um einen Land-
sitz handelt, der immerhin eine gewisse Präten-
tion besitzt. Aber das Gute des Bauern-
hauses, sein Material, sein ruhiges Dach und
vor allem die Farben können als Grundlage
für Landhausbauten gar nicht überschätzt
werden. Wilhelm Fränkel hat auch in an-
deren Teilen der Umgebung Hamburgs an
Landhausbauten gezeigt, daß er es ver-
steht, seine Bauten dem Gelände glücklich
einzufügen, sodaß beide, Landschaft und Haus
sich gegenseitig schmücken. Wer beim Ent-
werfen eines Hauses von der Umgebung
ausgeht und in diese das Haus hineinkompo-
niert, wird unwillkürlich besseres schaffen als
ein anderer, der — wie es leider nur zu
häufig vorkommt — einfach Entwürfe, die
für einen andern Zweck hergestellt waren,
vorkommenden Falles verwendet. e. r. h.

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