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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Die Einheit der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0254

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Die Einheit der Architektur.

ARCHITEKT W1LH. FRANKEL HAMBURG.

Ankleide-Zimmer im Landhaus.

DIE EINHEIT DER ARCHITEKTUR. In der
von Karl Curtius in Berlin herausgegebenen
Sammlung „Berliner Vorträge" ist unter Nr. IV
ein am 13. Februar 1908 im „Verein für Kunst"
von Hermann Muthesius unter obigem Titel
gehaltener Vortrag erschienen, dem man um der
Gesundung unserer Kunstanschauungen willen
den weitesten Leserkreis wünschen möchte. Denn
ist es gleich das Elend unserer Tage, daß wir
die aller rechten Kunst entfremdete Menge immer
wieder zu jener mehr durch das kleine Türchen
des Verstandes als durch das weite herrliche Tor
empfindender Phantasie führen wollen, so ist doch
leider die Vorarbeit theoretischer Aufklärung zu-
nächst unerläßlich, um den furchtbaren Staub von
Vorurteilen beiseile zu räumen, der sich, ein Erb-
teil unserer materialistisch-wissenschaftlichen und
philologischen, bald nun glücklich überwundenen
Epoche, über unsere Augen gelegt hatte und sie
am freien, gesund aufnehmenden und genießenden
Blick auf die Kunstwerke selbst hinderte. Einem
solchen Vorurteile rückt auch Muthesius zuleibe,
und da einerseits das Vorurteil noch in äußerst
zahlreichen Kreisen selbst der Gebildetsten spukt,
andererseits aber Muthesius sich so weit durch-
geserjt hat, daß er in jenen Kreisen glücklicher-

weise offene Ohren findet, so ist von dem übrigens
auch trefflich ausgestatteten Heftchen eine segens-
reiche Wirkung zu erhoffen. Der Titel des Vor-
trages ist eigentlich nicht ohne weiteres ganz klar,
wie ihn denn auch der Verfasser durch den
Zusat5 „Betrachtungen über Baukunst, Ingenieur-
bau und Kunstgewerbe" näher erläutert hat. Der
Grundgedanke läßt sich eben noch nicht, wie es
wohl in der Absicht des Verfassers gelegen, in
ein kurzes Schlagwort fassen, es sei denn, daß
man das Wort „Strukturkunst" gelten lassen will,
im Gegensarj zu redenden, tönenden und nach-
bildenden Künsten. Es handelt sich um den
Nachweis einer höheren Einheit zwischen dem
Schaffen des Architekten, des Ingenieurs und des
Kunstgewerbes, daß also diese anscheinend
recht auseinanderliegende Tätigkeiten nur wie
Zweige desselben Baumes derselben Schaffens-
wurzel entspringen und daß ferner das Wesen
aller dieser Strukturkunst der Rhythmus ist. Also
einmal: die Einheit von Architektur, Ingenieurbau
und Kunstgewerbe, und ferner: Rhythmus als
einheitliche Grundlage dieser drei Wirksamkeiten.

Wie Muthesius diese Gedanken entwickelt,
ist ein kleines Kunstwerk für sich, sowohl in der
Durchsichtigkeit und Lebendigkeit des Vortrages

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