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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Kowarzik, Joseph: Zeitgemäße Betrachtung über moderne Medaillen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0360

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% Kowarzik—Frankfurt a. M.:

KARL WALSER.
AQUARHLI.:

»DIE KNABliN«.

ZEITGEMÄSSE BETRACHTUNG ÜBER MODERNE MEDAILLEN.

VON BILDHAUER J. KOWAR/.1K FRANKFURT A. M.

Der Zweck meiner Zeilen kann nicht darin liegen,
einer ungelösten Frage mit Worten vorzu-
greifen. Es liegt auch nicht in meiner Absicht,
Behauptungen über eine Sache aufzustellen, die
nur Zeit und Tat reifen kann. Wenn ich die Feder
mit dem Werkzeug tausche, so tue ich es im
Gefühle einer dringenden Notwendigkeit und in
der Hoffnung, durch eine klärende Beleuchtung
von Tatsachen dem natürlichen Lauf einer ge-
sunden Entwicklung vielleicht etwas zu nüßen.
Ich muß bei meinen Betrachtungen voraussehen
dürfen, dag der Leser über die Tätigkeit auf dem
Gebiete des modernen Münz- und Medaillenwesens
in Deutschland unterrichtet ist. Da meine Aus-
einanderseßungen hauptsächlich der Klarlegung
technischer Fragen dienen sollen, so möchte ich
hier am Eingang auf verschiedene Schlagworte
hinweisen, wie wir sie häufig durch flüchtige
literarische Produktion in allen Varianten definiert,
unter die Menschen gebracht finden, und die leider
eine gangbarere Münze zur Sache geworden sind,
als die Münzen und Medaillen selbst.

Man klagt über ein Werkzeug, die Reduktions-
maschine! Ihrer Anwendung, sagt man, sei der
Niedergang der ganzen Kunstfertigkeit zuzu-
schreiben. Die Flachheit, lotterig malerische

Behandlung und der süßlich salonmäßige Anstrich
seien die Folgen dieser Maschinenarbeit. Diese
Worte werden auch von Männern geäußert, die
zu den fördernsten Elementen der jungen Be-
strebungen gehören. Dieser Ansicht wird, als
einzige Möglichkeit die Kunsttechnik der Medaille
wieder zu heben, gegenübergestellt: Man wähle
die primitivste Formensprache; man muß den
Schnitt des Werkzeugs sehen; kraftvoll schnittig;
deutsch deutscher usw. Um jeder Mißdeutung
vorzubeugen, möchte ich hier einfügen, daß ich
alle ernsten schriftlichen Arbeiten verdienstvoller
Männer, die durch gründliche Beschreibung der
Medaillentechniken vergangener Zeiten neues
Licht und Interesse für die Medaille ausstreuen
wollten, nicht für diese Schlagworte verantwort-
lich machen will.

Zur Klärung dieser Frage, ob der Reduktions-
maschine nun wirklich die Schuld an dem Nieder-
gang der Münz- und Medaillenkunst zuzuschreiben
sei, möchte ich gleich mit der Tür ins Haus
fallen und fragen: In welchem Verhältnis steht
denn eigentlich der Deutsche überhaupt zu diesem,
von den Franzosen übernommenen Werkzeug?
Meine Antwort ist, daß wir bisher überhaupt kein
richtiges Verhältnis zu ihm finden konnten. Das

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