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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0028

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Dr. Max Osbom—Berlin:

I^ROKESSOR LUDWIG V. HOKMANN- WEIMAR.

Hier mußten die Figuren also in einem
zwickelartigen Winkel untergebracht werden,
während sie sich auf den beiden andern
Streifen frei bewegen. Entzückend, wie Hof-
mann diese räumlichen Bedingungen ver-
wertete ! Ohne Zwang fügen sich die
Kompositionen in die Bildfläche: Jünglinge,
die eine Rinderherde über das Weideland
treiben, Frauen und Kinder, die sich in
idyllischem Frieden zusammenfinden, lockende,
hüllenlose Göttinnen der Liebe, die nichts
ausdrücken wollen als das Glück und die
Beglückung einer Existenz in Schönheit.
Weite Täler ziehen den Blick zum fernen
Horizont. Schäumend braust wieder die
Meeresflut, und das arkadische Volk an der
Küste sucht mit Zinndeckeln und Fanfare das
Donnern ihrer Wogen zu übertönen. Wird
in dem Saal, für den dieser kostbare Schmuck
bestimmt ist, Musik getrieben, so wird es
sein, als fluteten die aufsteigenden Melodien
der Instrumente und der menschlichen Stimmen
von den Wänden her als Echo zurück.

Weitere Cyklen von Bildern brachte die
Ausstellung. So Erinnerungen an die griechische
Reise, die Hofmann mit Gerhart Hauptmann
vor zwei Jahren unternahm (deren. Tagebuch
der Dichter ja auch soeben herausgegeben
hat), leuchtende Städtebilder, heroische Land-
schaften von großen Formen, eine stolze,
ferne, sagenerfüllte Welt, in der sich Reste
aus verklungenen Zeitaltern mit den grell
flimmernden Farben des modernen Orients
verbinden. Sodann eine Reihe szenischer
Entwürfe zu Maeterlincks »Aglavaine und
Selystette«, die Hofmann auf Max Reinhardts
Wunsch für die Aufführung im Kammerspiel-
hause des Deutschen Theaters zu Berlin
gefertigt hatte. Aber es ist bezeichnend für
die Eigenart seiner Phantasie, daß er sich
an die Gesetze des Theaters garnicht band.
Die Blätter wurden ihm unter der Hand zu
märchenhaften kleinen Farbendichtungen, die
sich durchaus nicht darum kümmerten, was
die Technik der Bühne berücksichtigen muß,
so daß der Regisseur jener Aufführung im
 
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