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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Michel, Wilhelm: Emil Preetorius
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Westheim, Paul: Vom unbewusst schaffenden Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0138

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Emil Preetorius.

EMIL PREETORIUS—DARMSTADT.

Porträt-Studie: Otto W.
Gelb auf getöntem Weili.

heit, mit der er den
Begriff »Fläche«
festzuhalten ver-
steht. Neuerdings
wendet sich Pree-
torius der Farbe
zu. Da seine Art
der Zeichnung ihn
gelehrt hat, die
Ökonomie jeder
Fläche mit Über-
legenheit zu be-
herrschen , wird
man von seinen
Versuchen zu deko-
rativer Malerei aller-
hand Interessantes
erwarten dürfen.
Jedenfalls würde
das dekorative Ge-
mälde die natür-
liche nächste
Etappe seines Ent-
wicklungsganges
bilden. Was seine
begabte, kluge und
feinfühlige Hand
dem neuen Mate-
rial an sonstigen
Möglichkeiten wird
abgewinnen kön-
nen, ist noch nicht
vorauszusehen. Das
zeichnerische Werk
des Künstlers, wie
es heute vorliegt,
ist jedenfalls ein
Ganzes, in sich ge-
schlössen und ab-
schließender Be-
wertung fähig.

WILHELM MICHEL.

und zugleich die Fläche schmückt, auf die
es aufgeklebt wird. Hier kommt Preetorius
die Gabe, alles, was er gibt, auf eine über-
zeugende, runde Formel zu bringen, außer-
ordentlich zu statten. Abwechslungsreich in
den Einfällen und in der Zeichenmanier, bald
elegant und schöngeistig, bald geistreich und
witzig, bald derb humoristisch und voll breiten
Lachens — so spiegeln diese kleinen Kunst-
werke auf engem Räume den Menschen und
Künstler Preetorius fast vollständig wieder.
Ähnliches gilt von den Plakaten. Sie sind
daneben höchst charakteristisch für die Sicher-

Vom unbewußt schaffenden Künstler.

Es gibt Kraftprotzen. Auch in der Kunst.
Doch der unbewußt schaffende Künstler,
der stets auf den Gott wartet, der ihm sage,
was er künde, der sich nur als Medium fühlt,
ist ein Märchen aus der Kunstschule. In
Trancezuständen ist noch kein wahrhaft großes
Werk entstanden. Hinter jeder künstlerischen
Tat liegt ein faustisches Ringen, ein Anspannen
aller Energien mit einem einzigen und be-
wußten Zweck. Kunstschaffen ist ein Schaffen-
wollen. Gleich der Zeugung der Natur. Sie

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