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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Wolff, Fritz: Alfred Messel Berlin: gestorben in Berlin am 24. März 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0149

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f

ALFRED MESSEL
BERLIN

GESTORBEN TN BERLIN
AM 24. MÄRZ 190g.

Einem Manne gilt es heute den letzten
Spruch zu sprechen, an dem wir noch
lange Freude zu haben gedachten. Zwar
war Alfred Messel seit Jahren gebrochen an
Kräften des Körpers, aber dennoch wußten
wir ihn auch in der Krankenstube am Werke,
dem sein ganzes sechsundfünfzigjähriges Leben
gehörte, in dessen Ausbau er seit einem
Menschenalter Stufe um Stufe der Vervoll-
kommnung zugestrebt und Erfolg an Erfolg
gereiht hat. Er war nicht einer von denen, die
mit einem Schritt fertig hervortreten. Einem
Künstler wie Schlüter schien die festliche
Formensprache und der überquellende Reich-
tum, Knobelsdorf die heitere Grazie, Schinkel
die zweifache Gabe von grandioser Phantasie
und schönem Gleichmaß vom ersten Tage an
voll und reif zur Verfügung zu stehen. Messel
gehört zu denen, die heutzutage auf allen Ge-
bieten öffentlicher Tätigkeit auftauchen, die in
härtester Arbeit an sich selbst im Laufe eines
ganzen Menschenlebens ihre glücklichen An-
lagen voll entwickeln, denen es nicht ver-

gönnt ist, vom ersten Schritt an den leichten,
nicht zu verfehlenden Weg zu gehen. Nicht
ruhig und einfach steht ihr Bild schon vor
den Zeitgenossen, sondern wechselnd in seiner
Gestalt, das letzte Urteil erst von den Nach-
kommen erwartend.

Und doch war Alfred Messels Entwicklung
bevorzugt schon in ihren Keimen. Ein Kind
der Stadt, in der diese Zeilen erscheinen,
der Sohn einer angesehenen Darmstädter
Familie, in glücklichen Verhältnissen auf-
wachsend, besaß er als den Grundzug seines
Wesens süddeutsche, künstlerische Sinnlich-
keit, einen auf das Reale gerichteten Optimis-
mus, der nicht grübelt und in Problemen
stecken bleibt, sondern mit entschlossener
Hand nach dem Greifbaren faßt. Mit diesem
Grundzug, der ihn zum Baumeister machte,
führte ihn das Schicksal einen Weg, wie er
zukunftsvoller einem Architekten unserer Tage
garnicht beschieden werden konnte: den nach
Berlin. Nicht als ob durch diese Fügung
der Erfolg für einen Menschen schon ver-

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