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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Jaumann, Anton: Blumen-Bindekunst: Zu den Arbeiten von Franziska Bruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0202

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Anfon Jaumann:

VERGISSMEIN-
N1CHT IN
BAl'ERNSCHLSSEI..
MARGARKTEN U.
GETREIDE IN
HAFERSCHWINGE.

BLUMEN-BINDEKUNST.

ZU DEN ARBEITEN VON FRANZISKA BRUCK.

Die landläufige Bindekunst verwischt alle
Erinnerungen an das natürliche Wachs-
tum der Blumen; ihr erster und einziger
Zweck ist es, Dekorationen zu schaffen, die
Blumen sind dazu nichts weiter als Material.
Ihre Ideale sind Fülle und Pracht. Oder
»Sinnigkeit«;. Da wird eine unglaubliche
Materialverschwendung getrieben, diese Bou-
quets müssen wirken wie ein Feuerwerk, wie
ein Vulkan kostbarster Blüten, sonst werden
sie nicht beachtet. Es ist immer verdächtig,
wenn eine Kunst des Überflusses zur Wirkung
bedarf, und der Eindruck pflegt dann auch
nicht sehr tief zu gehen. Die Dekorationen
unserer Gärtner und Bindekünstler können
nicht mehr, als für einen Augenblick berücken;
die Blumen selbst, die man züchtet, sind ja
oft sehr schön, und man erstaunt zunächst
über ihre Menge. Aber es schleicht sich

auch gleich ein Gefühl des Bedauerns ein,
daß diese feinen Geschöpfe so in Massen
zusammengeworfen sind, wo ihre persönliche
Würde, ihr innerer Gehalt so gar nicht mehr
zur Geltung kommen kann. Alle diese
»Arrangements« geben im Grunde dasselbe,
sie erzählen nichts von der Blume, sie
dienen ihr nicht. Ob sie nun »gefällig«,
»süß« oder »prunkvoll« sind, sie haben
keine Kraft, keine feineren Reize und keine
Tiefe. Es sind Dressurstücke, die den
elementaren Naturcharakter aufgehoben haben.
Sie wirken im ersten Moment oft bestechend,
aber es sind eigentlich keine Blumen mehr,
sie haben nichts mehr von Erde, Sonne und
freier Luft.

Von den schlimmsten Greueln rede ich
hier gar nicht, den Blumenkähnen, Kreuzen,
Harfen und Ankern. Sie sind nur die

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