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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Jaffé, Ernst: Königliche Porzellanmanufaktur - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0321

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königliche Porzellan-Manufaktur—berlin. Nähkästchen mit Aufglasurmalerei und Email.

KÖNIGLICHE PORZELLAN-MANUFAKTUR-BERLIN.

War es schon von jeher für jeden Freund
des Kunstgewerbes von größtem In-
teresse, die neuen Erzeugnisse unserer großen
staatlichen Porzellan-Manufakturen zu verfolgen,
so liegt doch jetzt ein besonderer Anlaß vor,
sich mit den Neuheiten der Königlichen Por-
zellan-Manufaktur zu befassen. Wird es doch
jetzt fast ein Jahr, daß in der künstlerischen
Leitung dieser Manufaktur ein einschneidender
Wechsel eingetreten ist. An die Stelle von
Professor Kips, der lange Jahre ihr artistischer
Leiter war, ist vor ungefähr einem Jahr Pro-
fessor Schmuz-Baudis getreten. Dieser Künstler,
der schon einige Jahre im Verbände der Manu-
faktur selbständig gearbeitet hat, ist eine so
ausgeprägte Künstlerpersönlichkeit, daß man
eigentlich annehmen mußte, daß die Manu-
faktur in ihren künstlerischen Arbeiten nach
diesem Wechsel ein ganz anderes Gesicht be-
kommen werde.

Jetzt, nachdem fast ein Jahr vergangen
ist, kann man sagen, daß es doch nicht so
gekommen ist. Professor Schmuz-Baudiss war

eben viel zu einsichtig, um gewaltsam seine
künstlerischen Anschauungen sofort durchsetzen
zu wollen. Er konnte auch nicht die alte und
sichere Tradition der Königlichen Manufaktur
einfach negieren, oder in so kurzer Zeit den
komplizierten Mechanismus eines so großen
Werkes auf eine vollständig andere Richtung
einstellen.

Für einen großen Teil der künstlerischen
Arbeiten der Fabrik war überhaupt eine Än-
derung nicht möglich, da sie auf Bestellung
hergestellt zu werden pflegen. Diese Arbeiten
müssen also genau nach den alten Mustern
angefertigt werden, aber soweit keine ganz be-
stimmten Mustervorschriften vorlagen, wurde
auch bei diesen doch darauf hingearbeitet,
Form und Dekor mehr in Einklang zu bringen
als das früher in allen Fällen geschehen ist.
So oft es nur möglich war, hat man auch
darauf verzichtet, technisch virtuose Malereien
zu geben und sich lieber streng an die alten
Vorlagen beziehungsweise die Formen und die
Farbengebung der betreffenden Epoche gehalten.

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