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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Breuer, Robert: Ausstellung für christliche Kunst: Düsseldorf, Mai bis Oktober 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0337

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PIERRE PUVIS DE CHAVANNES.

Gemälde: »Enthauptung Johannes des Täufers«.

AUSSTELLUNG FÜR CHRISTLICHE KUNST

DÜSSELDORF • MAI BIS OKTOBER 1909.

Einst lebte die Kunst von den Aufträgen
der Kirche. Ja, genauer zugesehen waren
damals die Kirche und der von ihr verwaltete
Kult der Nährboden alles künstlerischen Emp-
findens, der Maßstab aller künstlerischen Pro-
duktion. Die Kunst war eine Art des Gottes-
dienstes ; durch Jahrhunderte glaubte sie allein
die Themen der beiden Testamente und der
Heiligengeschichte ihrer würdig. Doch waren
diese Perioden der intimsten Alliance zwischen
einer Schönheit, die trotz alles heiligen Strebens
doch immer irdisch bleiben mußte, und einer
transzendentalen Geistigkeit, der aller farbige
Glanz doch nur ein Neigen vor der himmlischen
Herrlichkeit sein konnte, keineswegs im üblen
Sinne konservativ oder gar ohne formale Ent-
wicklung. Auf die byzantinische Basilika folgt
der romanische Dom und die gotische Ka-
thedrale, ein heftiger und einschneidender

Wechsel der Stile; aber an dem guten Ver-
hältnis zwischen Kirche und Kunst ändert sich
nichts. Die Kirche erläßt keine Episteln gegen
die moderne Kunst. Einmal aber war auch
die Gotik modern. Die Kirche folgte allen
Bewegungen der architektonischen, der
malerischen und der plastischen Form;
sie hemmte nie, weil eine Wandlung, das
Schwinden des Rundbogens, das Aufkommen
des Spitzbogens, die Überwindung der Leb-
losigkeit durch Giotto, womöglich allein aus
profanen Gelüsten und menschlichem Fort-
schrittstrieb geschehe. Die Kirche machte alles
mit. Das konnte sie, ohne fürchten zu müssen,
einer Erdengewalt Untertan zu werden; denn,
alles was die Wissenschaft, die Literatur und
die Kunst hervorbrachten, waren letzten Sinnes
Reflexe des religiösen Lebens. Die Kirche
war die Kultur. In dem Augenblick, da die

1909. XII. 1.

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