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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Michel, Wilhelm: Die künstlerische Objektivität
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0391

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DIE KÜNSTLERISCHE OBJEKTIVITÄT.

Man hat das Wort Objektivität zu verdeut-
schen gesucht und es mit »Sachlichkeit«
wiedergegeben. Ist Objektivität Sachlichkeit?
Ungefähr ebensowenig als Subjektivität gleich
Persönlichkeit ist. Objektivität erklärt man
vielleicht am besten als den Gehalt an Welt,
der uns aus dem Kunstwerk und seinem Schöp-
fer entgegentritt. Objektiv können wir den
Menschen nennen, der den unpersönlichen, in
der Welt wirksamen Kräften gewissermaßen
adäquat ist, der gültige, positive Beziehungen
zum Weltganzen, zum Prinzip der Schöpfung
besitzt. Objektivität ist die Bejahung der Schöp-
fung, die freiwillige, lustvolle Anerkennung und
Bestätigung der Arbeit des Demiurgen. Ob-

jektivität ist Einklang und Religion, sie ist
Angliederung und Übereinstimmung mit dem
Nicht-Ich, sie ist jene Fortsetzung des Schöp-
fungsaktes, die jedem Menschen möglich ist
und in der eigentlich das Ziel jedes einzelnen
Menschenlebens erreicht ist. Und objektive
Kunst heißt diejenige Kunst, welche die Gegen-
stände sozusagen unmittelbar, ohne Mittler zu
uns sprechen läßt. Die anscheinende Abwesen-
heit eines Mittlers beruht natürlich auf Täu-
schung, denn die Dinge haben keinen Mund
und können immer nur durch ein höchst leben-
diges und persönliches Subjekt zum Sprechen
gebracht werden. Aber daß man dieses Sub-
jekt nicht spürt, daß es nicht als entstellen-

Silberarbeiten aus der englischen Abteilung der Wiener Kunstschau 1909.

1(109. XTI. 7.

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