Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Post, Hermann: Bruno Paul als Architekt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PROFESSOR BRUNO PAUL.

1 laus Westend—Berlin.

BRUNO PAUL ALS ARCHITEKT.

VON DK. HERMANN POST.

Es ist eine Eigenart fast aller Erzeugnisse
der reifen Zeit Bruno Pauls, daß sie dem-
jenigen, der sie erläutern möchte, wenig zu
sagen überlassen. Ihre Gestaltung ergibt sich
so zwanglos aus dem Gebrauchszweck und
dem Material, daß man sich unwillkürlich die
Frage vorlegt, wie man je auf den Gedanken
hat kommen können, es anders zu machen.

Dieser Vorzug der Arbeiten Pauls ergibt
sich zum Teil aus dem, was er zu tun unter-
läßt, und es hat daher nicht an Stimmen ge-
fehlt, die glaubten, aus dieser negativen Eigen-
schaft den Vorwurf mangelnder Individualität
erheben und begründen zu können.
Nicht mit Recht.

Wer Bruno Pauls frühe Arbeiten für den
Simplizissimus kennt, weiß, daß von den vielen
Malern, die sich der angewandten Kunst ge-
widmet haben, Bruno Paul neben Th. Th. Heine
in München zu den markantesten Künstler-
persönlichkeiten und Könnern gehört.

Ferner darf man nicht den großen Unter-
schied vergessen, der zwischen angewandter
Kunst und der sogenannten hohen Kunst be-
steht. Während es bei Werken der Malerei
und Plastik das Wesentliche ist, die Berührung
mit der ausgeprägten Persönlichkeit ihres
Schöpfers zu vermitteln, sollen Gegenstände,
die uns täglich und stündlich umgeben, nicht
die Stimmung eines Dritten aufdrängen, son-
dern ihrem Besitzer bezw. Bewohner Raum
lassen für die Schaffung eines seiner eigenen
Individualität entsprechenden Milieus.

Die Zurückhaltung Bruno Pauls ist daher
eine wohl bewußte und bedachte, in der ein
gut Teil feinen künstlerischen Taktes und nicht
genug anzuerkennender Selbstverleugnung
zum Ausdruck gelangt. Innerhalb dieser selbst
gesetzten Beschränkung bleibt Raum genug zu
künstlerischer Entfaltung und zu dem, der zu
sehen versteht, redet aus diesen Schränken,
Stühlen undTischen, die so einfach und schlicht

1910. III. 1.

165
 
Annotationen