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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Jaumann, Anton: Glasmalerei oder Mosaik-Verglasung: zu den Arbeiten aus der Werkstatt Gottfried Heinersdorffs
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0313

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ENTWURF:
CESAR KLEIN.

AUSFÜHRUNG:

G. HEINERSDORFF.

:
:

GLASMALEREI ODER MOSAIK-VERGLASUNG.

ZU DEN ARBEITEN AUS DER WERKSTATT GOTTFRIED HEINERSDORFFS.

E' ine Zeitlang hatte die reine Mosaikvergla-
/ sung — wenigstens im modernen Kunst-
gewerbe — die Malerei auf Glas vollständig
in den Hintergrund geschoben. Nur das Mosaik
galt als eigentliche Glaskunst, in der das Glas
und die Technik der Verbleiung ungemindert
zu ihrem Rechte kamen. Wogegen die Glas-
malerei als eine unzulässige Vermengung der
Techniken angesehen wurde, als ein Kompro-
miß mit dem Zweck, die Erscheinung des ge-
malten Staffeleibildes restloser, täuschender
auf Glas zu imitieren. Die Glasmalerei war
verpönt, weil sie durch jahrzehntelangen Miß-
brauch kompromittiert war. Man mußte im-
mer an die fadsüßen Butzenscheibenbildchen
und an die kitschigen neueren Kirchenfenster
denken — da war radikale Enthaltung von
einer Technik, die so rasch zur bösesten Ge-
schmacklosigkeit verführt, nur begreiflich.

Wir sind gegenwärtig in dem Stadium, wo
das Pendel zurückschwingt. Die Askese war
nicht durchführbar. Es ist durchaus nicht die
Rücksicht auf das Publikum allein gewesen,
die bewogen hat, das Glas wieder zu bemalen,
um mehr Details, Schatten und weiche Über-
gänge geben zu können. Gewiß, das wollen
die Leute. Sie verlangen möglichste Natur-

treue. Aber den Künstler hat doch anderes
bestimmt, die Malerei wieder zu schätzen.

Die Mosaikverglasung hat ungemein schät-
zenswerte Reize — ich meine, sie sind noch
lange nicht ausgeschöpft — dennoch ist und
bleibt sie einseitig, für manche Zwecke eignet
sie sich gar nicht. Im größeren Fenster kann
das Mosaik trotz der schwerfälligen, starren
Technik genug formalen Reichtum entfalten,
um eine vielgestaltige Komposition zu fassen.
Aber die Technik ist an den großen Maßstab
gebunden. Steht nur ein kleiner Raum, eine
Ecke im Fenster, ein schmaler Rand zur Ver-
fügung, dann sind eigentlich nur mehr Orna-
mente möglich. Reichere Kompositionen kann
die Mosaikverglasung auf kleinem Raum nicht
wiedergeben. Die meisten der kleinen Fen-
sterbilder, die in reiner Mosaiktechnik erzeugt
waren, wirken auf uns heute gezwungen und
somit unbefriedigend.

Und man sah, wenn man heutige Kunstver-
glasungen mit alten, wirklich alten Kirchen-
fenstern verglich, daß diese doch ein Plus an
Stimmung hatten, das gerade an diesem Ort
sehr wertvoll war. Es waren die schumme-
rigen Übergänge von Hell und Dunkel, das
Hervorleuchten vonLichtpunkten, der Wechsel

1910. XI. 4.
 
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