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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Brieger, Lothar: Bildhauer Georg Kolbe - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0220

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GEORG KOLBE-
BERLIN.

WEIBLICHER
TORSO.

BILDHAUER GEORG KOLBE-BERLIN.

VON LOTHAR BRIEGER-WASSERVOGEL.

Georg Kolbe ist 1877 geboren. Er besuchte
zuerst die Münchner Akademie, suchte
dann die Academie Julien in Paris auf und
ging schließlich nach Rom, das ihn Jahre lang
fesselte und wo er selbständig arbeitete. Ur-
sprünglich sah er als sein eigentlich Kunstge-
n,e.t Lithographie an; eine Anzahl seiner
Blätter erschienen denn auch z. B. in der Mün-
chener „Jugend" und machten zuerst auf ihn
aufmerksam. Ihnen allen sind ein gewisses
Pathos der menschlichen Gestalt, eine Vehe-
menz der Bewegung gemeinsam, welche zeigen,
daß sich der Künstler schon damals mit ana-
tomischen Problemen trug, die oft bereits eigent-
lich über den Rahmen des lithographischen
Blattes hinausreichten. In Rom, welches auch
das für diese Entwicklung sehr signifikante
Blatt „Prometheus" gebar, entstehen dann seine
ersten plastischen Arbeiten unter der Leitung

Tuaillons, und als er vor fünf Jahren etwa nach
Berlin übersiedelte, war er bereits vollkommen
zur Plastik übergegangen und hatte damit die
seiner Persönlichkeit adäquate künstlerische
Basis endgültig gefunden. Heute ist er unter
unseren jungen sich regenden Kräften zweifel-
los eine der zukunftsreichsten.

Das Überraschende an der plastischen Arbeit
Kolbes ist zunächst die ungeheuere, leider über-
aus seltene Selbstverständlichkeit, mit der er
alles vor ihm Geschaffene gewissermaßen als
nicht vorhanden betrachtet und aus seinem Ge-
sichtssinn, seiner, wenn man will, Auffassung
heraus seine plastischen Prinzipien ex funda-
mento aufbaut. Das ist richtig zu verstehen:
man fühlt wohl auch Vorbilder, ohne deswegen
in die antiquierte Torheit zu verfallen, dieselben
namenweis aufmarschieren zu lassen, als wären
sie Lehrmeister. Der Engländer hat für Künstler

isio/u. III. 3.

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