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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Bredt, Ernst Wilhelm: Bildhauer Ludwig Dasio - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0364

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Ludwig Dasio—München.

o

Und in der Ruhe und Festigkeit seiner Gestal-
ten ist wohl auch ein Widerhall zu finden der
Anerkennung aller Tüchtigsten seines Fachs.

Aber eine Täuschung geht doch aus von
Dasios so glücklicher Gestaltenwelt: das Glück
kam ihm noch nie mit vollen Fruchtschalen ent-
gegen. Sicher ist's, es kommt auch zu ihm.

Wer besondere Gestalten schafft, hat leichter
besondere materielle Erfolge. Wer aber so
manchen Lorbeer schon errang wie Dasio, durch
Gestalten aus einfachster Welt, hat anerkannte
Meisterschaft. Solche Tüchtigkeit und Selbst-
beherrschung gewährleisten Erfolg — zumal hier
nichts ist von der gefälligen Geschicklichkeit
und dem lauten Geschrei des Marktes. Wie
einzigartig wirkt doch allein Dasios Christus
unter all den so hohlen pathetischen oder nur
alten Meistern nachempfundenen Werken mo-
derner christlicher Kunst. Eine solche ideale
Gestalt wäre allein Gradmesser und Anzeiger
persönlicher Eigenart und Größe, die nicht Lüge
kennt und nicht Sentimentalitäten, aber beides:
das Leben und die Kunst.

Möchten Dasios Werke in viel mehr Häusern
reicher Kenner Eingang finden — möchte der
Künstler, der der Höhe seiner Schaffensfähig-
keit erst entgegengeht, gesteigerte Aufnahme-
fähigkeit und Freude finden im deutschen
Hause — nicht nur seitens der Sammler und
der deutschen Museen.

Ludwig Dasio, geboren 23. April 1871 in
München, war erst 4 Jahre als Lehrling in einer
Münchner Bildhauerwerkstätte tätig. Er zeich-
nete nebenher in der städtischen Fachschule
und machte sich so reif für die Aufnahmeprü-

fung an der Akademie. Dort war er 3 Jahre
Schüler von Syrius Eberle und erwarb sich
manche akademische Auszeichnung. In Mün-
chen, wie ein Jahr lang in Wien in anderen
Ateliers des Verdienstes und der Weiterbildung
wegen tätig, machte er dann verschiedene Rei-
sen nach Italien. Seit 1895 hat er ein eigenes
Atelier. Die Reihe seiner Bronzen ist nach
der Entstehungszeit diese: Koketterie, Perseus,
Tänzerin, Flora, Kugelspieler, Heracles, Jugend,
Christus. Die „Tänzerin" erwarb die Königl.
Glyptothek München, den „Heracles" die Stadt
München. Als Staatspreis erhielt er, nachdem
er 1901 die Goldene Medaille für den Perseus
erhalten hatte, den Auftrag einer Statue des
Prinzregenten Luitpold von Bayern und die
Büste des Bischofs Leutpold, beide für das
Progymnasium zu Forchheim. — Von seinen
Büsten seien folgende genannt: Kommerzienrat
Krauß, Kommerzienrat Holste, Regierungsdirek-
tor Mahla, Professor Schäfer, Thea Wittmann,
Bernhard Wenig, Maler Gundtermann, Che-
miker Buchner, die Eltern des Künstlers. Für
seine Mutter und für Regierungsdirektor Mahla
schuf er große Grabdenkmäler. Von seinen
Plaketten seien besonders die mit dem Bildnis
Dr. Georg Hirths, des Dr. Paul von Heyse, der
Grete Böswaldt genannt. Dekorative Skulp-
turen Ludwig Dasios sind zu sehen an der
Reichenbachbrücke, am Palast des Verkehrs-
ministeriums (Schneckenpost und Merkur), am
Postgebäude an der Bayerstraße, an der Lieb-
herrschule in München, am Schwabinger neuen
Krankenhaus, am Warenhaus Tietz in Bamberg,
im Kurhaus zu Wiesbaden. — e. w. b.

luihv. dasio-
münchen.

rückseite
einer medaille.
 
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