E. lettre -Berlin und r. l. F. Schulz. Anrichte in nebenstehendem Raum. Silber von E. Lettre.
VOM KLEINGERÄT.
Die Bayrische Gewerbeschau, die jetzt
in München mit Eifer vorbereitet wird,
möchte sich in besonderem Maße einsetzen für
das Kleingerät, für gewerbliche und industrielle
Einzelschöpfungen, Einzelmöbel und dergl. Sie
wird damit einem sehr aktuellen Bedürfnis ent-
sprechen. Konsumenten und Produzenten ver-
langenin gleicher Weise nach einer entschiedenen
Pflege dieser in letzter Zeit etwas stiefmütter-
lich behandelten Dinge.
Die Parole, das Einzelstück einmal nach
Verdienst in den Vordergrund zu rücken,
bedeutet keineswegs — wie die führenden Per-
sönlichkeiten der Gewerbeschau ja auch selbst
versichern —• ein Abrücken von dem durch die
früheren Darmstädter, Dresdener und Münche-
ner Ausstellungen bewährten Prinzip, Möbel
und Raumkunstgegenstände in einem einheit-
lichen Raumganzen darzubieten. Diese ganz
moderne Ausstellungsform hat sich ausgezeich-
net bewährt, hat in dem Publikum erst die für
die neuen Tendenzen günstige Stimmung ge-
weckt, hat den Gewerbekünstlern recht eigent-
lich den Weg zur Innenarchitektur erschlossen.
Das alles wird von den Münchenern, die ja im
Jahre 1908 in diesem Zeichen einen Sieg feiern
konnten, nicht verkannt; sie meinen nur, daß
jene Ausstellungsform sich in mehr als zehn
Jahren dermaßen erfolgreich erwiesen habe,
daß man für dies Mal wenigstens mit der Vor-
führung einheitlicher Raumgruppen zurück-
halten, wenn nicht gar absehen könne, um
die ganze propagandistische Kraft dem Klein-
gewerbler und seinem Kleingerät zugute kommen
zu lassen. Da jede Festlegung, jede Beschrän-
kung auf ein Dogma die Aktionskraft mindert,
da man das Eine tun und das Andere nicht
zu lassen braucht, kann man Absichten, die dem
künstlerischen Schaffen weitere Betätigungs-
gebiete erschließen möchten, nur begrüßen.
Unter uns gesagt, die bescheidenen und
kleinen Sächelchen, an denen Handwerkerwitz
4/8
VOM KLEINGERÄT.
Die Bayrische Gewerbeschau, die jetzt
in München mit Eifer vorbereitet wird,
möchte sich in besonderem Maße einsetzen für
das Kleingerät, für gewerbliche und industrielle
Einzelschöpfungen, Einzelmöbel und dergl. Sie
wird damit einem sehr aktuellen Bedürfnis ent-
sprechen. Konsumenten und Produzenten ver-
langenin gleicher Weise nach einer entschiedenen
Pflege dieser in letzter Zeit etwas stiefmütter-
lich behandelten Dinge.
Die Parole, das Einzelstück einmal nach
Verdienst in den Vordergrund zu rücken,
bedeutet keineswegs — wie die führenden Per-
sönlichkeiten der Gewerbeschau ja auch selbst
versichern —• ein Abrücken von dem durch die
früheren Darmstädter, Dresdener und Münche-
ner Ausstellungen bewährten Prinzip, Möbel
und Raumkunstgegenstände in einem einheit-
lichen Raumganzen darzubieten. Diese ganz
moderne Ausstellungsform hat sich ausgezeich-
net bewährt, hat in dem Publikum erst die für
die neuen Tendenzen günstige Stimmung ge-
weckt, hat den Gewerbekünstlern recht eigent-
lich den Weg zur Innenarchitektur erschlossen.
Das alles wird von den Münchenern, die ja im
Jahre 1908 in diesem Zeichen einen Sieg feiern
konnten, nicht verkannt; sie meinen nur, daß
jene Ausstellungsform sich in mehr als zehn
Jahren dermaßen erfolgreich erwiesen habe,
daß man für dies Mal wenigstens mit der Vor-
führung einheitlicher Raumgruppen zurück-
halten, wenn nicht gar absehen könne, um
die ganze propagandistische Kraft dem Klein-
gewerbler und seinem Kleingerät zugute kommen
zu lassen. Da jede Festlegung, jede Beschrän-
kung auf ein Dogma die Aktionskraft mindert,
da man das Eine tun und das Andere nicht
zu lassen braucht, kann man Absichten, die dem
künstlerischen Schaffen weitere Betätigungs-
gebiete erschließen möchten, nur begrüßen.
Unter uns gesagt, die bescheidenen und
kleinen Sächelchen, an denen Handwerkerwitz
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