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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Braungart, Richard: Reinhold Max Eichler
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Lichtwark, Alfred: Vom Kunstsammeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0029

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Reinhold Max Eichler.

eine junge Dame, die sich
zu einem Rosenstrauß her-
niederbeugt; das ganze mit
Raffinement zwischen kaltes
und warmes Licht gesetzt.
Und dann die „Drei Ker-
zen", ein ganz wundervoll
gemaltes , großartig - deko-
ratives Arrangement von
roten und weißen Rosen,
Veilchen, einem Messing-
leuchter, blinkenden Gläsern
und Schalen und bunten
Stoffen: die Perle von Eich-
lers Stilleben der jüngsten
Vergangenheit und eines
der schönsten überhaupt,
die in unserer, ach, so mas-
senhaft Stilleben produzie-
renden Zeit gemalt worden

Sind. RICHARD BRAUNGART.

V(

REINHOLD MAX EICHLER.

die Berliner National-Galerie. Von den neueren
und neuesten Arbeiten Eichlers, die z. T. in
diesem Heft abgebildet sind, verdienen etliche
eine ganz besonders rühmende Hervorhebung.
So z. B. das „Graue Kleid" : eine junge Dame
in blaugrauem Kleid auf gelbem Stuhl vor einer
geblümten Wand : ein Bild von ganz ungewöhn-
lich feinem koloristischen Reiz, und, wie alle
anderen dieser Gruppe, ein neuer Beweis auch
für die hohen malerischen Qualitäten dieses
Formtalentes. Ferner „Zwielicht": ebenfalls

OM KUNSTSAMMELN.
Sammeln von Erzeugnis-
sen der Natur und der Men-
schenhand dient nicht nur
der Befriedigung eines mehr
oder weniger stark in jeder
Seele vorhandenen Triebes,
dem zunächst der Gegen-
stand gleichgültig ist; auch
nicht etwa der Ausfüllung
müßiger Stunden oder der
QU Ausspannung nach anstren-
gender Berufsarbeit. Die
J Sammeltätigkeit gehört zu
Jj den unerläßlichen Vorbe-
dingungen der höchsten Bil-
'ü ^ung, denn sie weckt und
entwickelt Kräfte der Seele
und des Geistes, die sonst
ruhen, sie gewährt Fühlung
mit dem geheimnisvollen
Wesen der Wissenschaft und
der Kunst und Einblick in
ihre Werkstatt, sie öffnet einen Weg zu den
Dingen und in die Dinge hinein, und sie erfüllt
mit einem ruhigen, alles durchdringenden und
erwärmenden Glücksgefühl, das sonst nur der
Forscher oder der Künstler kennt. Gerade des-
halb vermag sie zur Ergänzung unserer heuti-
gen, auf das Wort und das Wissen gegründeten
Bildung wesentlich mitzuwirken.

Die Erfahrung lehrt, daß, wer auf irgend
einem Gebiete ernstlich zu sammeln angefangen
hat, eine Wandlung in seiner Seele anheben

»Das graue Kleid«. Brakl-München.

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