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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Der neue Darmstädter Hauptbahnhof
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0214
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PROFESSOR FR. PUTZER—DARMSTADT.

DER NEUE HAUPTBAHNHOF DARMSTADT.

DER NEUE DARMSTÄDTER HAUPTBAHNHOF.

Mit den Ansprüchen des Verkehrs sind auch
die Forderungen nach Repräsentation ge-
wachsen, denen der Bahnhofsbau gerecht wer-
den muß. Darmstadt hat in seinem neuenHaupt-
bahnhof nun auch den seiner Bedeutung als
moderne Kunststadt angemessenen Ausdruck
gefunden und ein Werk erhalten, daß auch grö-
ßeren Städten ein Vorbild sein kann.

Zur Erlangung von Entwürfen für das Emp-
fangsgebäude war seinerzeit ein Preisausschrei-
ben erlassen worden, das allen deutschen Bau-
künstlern offen stand. Das Ergebnis befriedigte
nicht ganz; ein erster Preis wurde nicht erteilt,
und Professor Fr. Pütz er—Darmstadt, dessen
Entwurf eine der beiden höchsten Auszeich-
nungen errungen hatte, wurde beauftragt, ein
neues Projekt auszuarbeiten. Das neue Projekt
fand Beifall, und es wurde der Gestaltung der
Empfangs- und Verwaltungsgebäude sowie
der gesamten Anlage des Bahnhofsvorplatzes
zu Grunde gelegt. An der Ausführung des impo-
santen Werkes waren beteiligt: Regierungs- und
Baurat F. M e 11 e g a ng, Reg.-BaumeisterM ü 11 e r
und die Architekten Panthel und Schuh.

Das Empfangsgebäude, über dessen äußere
Gestaltung die Abbildungen zu orientieren ver-
mögen, birgt eine mächtige Empfangshalle mit
den Billettschaltern und den Wartesälen. Von
besonderer architektonischer oder malerischer
Ausstattung ist Abstand genommen worden,
und die ganze Wirkung stützt sich auf die
Proportionen und das Material. Terrazzoplatten
bilden den Boden, der untere Teil der Wände
ist mit weiß gefugten klinkerartigen Backsteinen
verblendet, der obere Teil ist verputzt. Das
flache Gewölbe der Kassettendecke ist hell ge-
halten und die hohen Fenster, deren jedes im
oberen Teil ein ornamentales Medaillon trägt,
sind mit Kathedralglas geschlossen. An der
Stirnwand der Halle, zwischen dem Eingang zu
den Wartesälen, erhebt sich ein hoher Brunnen.
Das Becken ist mit Scharvogel - Keramik be-
kleidet und ein von Professor Riegel geschaf-
fener Aufbau krönt die Brunnensäule. Fliesen
und keramischer Schmuck der Großherzoglichen
Keramischen Manufaktur haben auch am Portal
und im Innern des Wartesaales I. und II. Klasse
Verwendung gefunden, und sie bilden den Grund-

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