Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (30.1912)

KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

AUGUST 1912.

DER „NEUE WERTHEIM". Der zweite Er-
weiterungsbau des Warenhauses Wertheim
in der Leipzigerstraße ist eröffnet worden. Der
„neue Wertheim" ist ein Werk des Architekten
Heinrich Schweiber. Seit Wochen schon konnte
man den Augenbau an der Leipzigerstrage stu-
dieren. Man war sehr neugierig auf das fertige
Werk: wurde doch berichtet, der Architekt habe
sein Fassaden-Projekt mit einer Perlenkette ver-
glichen, in der die Eingänge Brillanten gleich
herausstrahlen sollten, und den Gesamteindruck
seines Werkes habe er bezeichnet mit dem Namen
- Dürer!! - Da lieg sich wenig hoffen. Nun, zu

sehen ist von diesen mysteriösen Absichten glück-
licherweise nichts. Die Fassade wurde in der An-
ordnung Messels weitergeführt: so konnten die
einzelnen schmucklosen Pfeiler nicht verdorben
werden. Es mug gesagt werden: das Gute an
Schweibers Fassade sind Messels Pfeiler. In-
zwischen aber hatte sich die Sympathie des Archi-
tekten von Dürer über die Jahrhunderte hinweg
und zurück zur Antike gewandt, und er klebte in
die durchaus nordisch empfundenen Pfeiler Messels
Steinplättchen ein mit antikisierenden Figürchen
und Ornamenten. Schon die Wahl des Stein-
materials war verfehlt: der wohltuende Farbgegen-

MARCUS BEHMER—BERLIN. ZEICHNUNG »DAS TIER MIT DEN KOSTBAREN KNIESCHEIBEN