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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Klein, Rudolf: Die Grosse Berliner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0037
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Die große Berliner Kumt-Ausstellung.

l'K< »FESSi >K O TTO H. EXCEL HERLIN. »GARTEN AN DER FLE.NSHURGER FÖHRDE«

Bei ihm steckt alles im Handwerk; aber das
eigentümliche ist, daß dieses hin und wieder
jene Grenzen erreicht — und zwar dort, wo
es mit den geringsten Mitteln arbeitet, nur mit
der wie im Fluß hingeschriebenen Kontur —-,
da das Resultat jenem der vollendeten Meister-
schaft der geistigen Schöpfung ähnelt, gleich-
kommt: ich denke hier an die Rückenlinie des
Frauenaktes in Rotstift. Je mehr Kampf gibt,
je weiter er nach dem Innern zu ausführt und
plastisch ausfüllt, je akademischer wird er, zu-
mal in den „Studienköpfen", aus denen erden
Modellcharakter nicht herausbringt. Dieser
Rotstiftakt aber gehört zu dem wenigen, das
man besitzen möchte. — Die Figur eines jungen
„Fechters" steht ihm nahe.

In einem der großen vorderen Seitensäle
findet sich unter den Berliner Kollektionen ein
aus 7 Riesen-Leinwanden sich zusammen-
setzender Zyklus: „Lebensgeschichte einer
Borsig-Lokomotive" von Paul Meyerheim,
die ein klares Beispiel davon gibt, was man in
den 70 er Jahren in Berlin unter Realismus
verstand. Malerisch ist das Bild „Schmieden

eines Treibrades" wohl das gelungenste. Von
unserer Ansicht aus wäre es dem Beschauer
anzuraten, derartige Arbeiten mit verwandten
Menzels zu vergleichen, um zu einem klaren
Schlüsse und Urteil über Wert und Lösung einer
solchen Aufgabe zu gelangen. Nach der anderen
Seite hin aber könnte er auch zur Taxierung
von früheren und heutigen Begabungen, näm-
lich um die heutigen nicht zu überschätzen,
was so leicht geschieht, daran denken, was diese
nur der Zeitströmung verdanken und dazu die
geistesverwandten Secessionisten Baluschek
und Brandenburg in Betracht ziehen.

Ich möchte diesen Bericht nicht schließen,
ohne auf das in einem der Hauptmittelsäle
hängende Porträt von Fritz Pfuhle, d^m
Schöpfer der „Blauen Madonna", zu weisen, in
dem herb in der Farbe, sachlich in der Zeichnung,
und ausdrucksvoll eine junge Dame dargestellt
ist. Es könnte natürlich noch eine Reihe von
Künstlern mit dem gleichen Recht hier ange-
führt werden, doch eingehender können wir uns
in diesem Jahre mit der Ausstellung nicht be-
fassen................. RUDOLF KLEIN.

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