Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

DOI Artikel:
Pabst, A.: Die Erziehung für das Kunsthandwerk
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0140

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MAX STKRX - lH'SSKI.I X »R !•"

1 ME ITTZ.M ACH K K IXX EX

DIE ERZIEHUNG FÜR DAS KUNSTHANDWERK.

LTnsre soziale Entwicklung hat dahin geführt,
J daß die Schule einen großen Teil der Er-
ziehung übernehmen muß, die früher von der
Familie und von der Werkstatt besorgt wurde.
Damit tritt an das Gewerbe und weiterhin auch
an den Staat die Notwendigkeit heran, einen
Ersatz für das Verlorene zu schaffen. Im Kunst-
gewerbe vollzieht sich der Werdegang der
Heranwachsenden im allgemeinen so, daß sie
nach vollendeter Schulpflicht die Lehre durch-
laufen und während dieser Zeit die allgemeinen
Fortbildungsschulen besuchen. Während der
Gehilfenzeit und darüber hinaus stehen ihnen
die gewerblichen Mittelschulen, die Akademien
und Hochschulen offen, in welche Anstalten
übrigens auch solche Schüler eintreten, die aus
den humanistischen und realistischen Bildungs-
anstalten kommen und keine gewerbliche Lehr-
zeit hinter sich haben. Mit der Eignung und
Vorbereitung dieser jungen Leute zum Kunst-
gewerbe ist es nun freilich oft schlecht bestellt.

Mit einer gewissen Summe von allgemeinen
Kenntnissen sind sie wohl ausgestattet, aber
was ihnen vor allem fehlt, das ist der Geschmack
und das Gefühl für die künstlerische Geslaltung
ihrer Arbeit und für die technische Hand-
fertigkeit. Hieraus ergeben sich eine Reihe
von Forderungen reformatorischer Art an den
heutigen Schulbetrieb, die zu erfüllen man sich
jetzt allenthalben anschickt und von denen in
erster Linie zu nennen sind: ausgiebige Pflege
des Zeichenunterrichtes und Einführung des
Handfertigkeitsunterrichtes auf den verschie-
denen Stufen der Volksschule, beginnend mit
leichten Arbeiten in den ersten Schuljahren und
fortschreitend bis zu den strengeren Werkstatt-
arbeiten der obersten Klasse.

Auf einem anderen Wege sucht man in Frank-
furt diese Frage zu lösen. Jeder Lehrling in
einem gewerblichen Betriebe bekommt dort
jährlich einige praktische Aufgaben gestellt, die
er in der Werkstatt seines Meisters auszuführen

126
 
Annotationen