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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

DOI Artikel:
Weichardt, Carl: Die baukünstlerischen Werte der Leipziger Internationalen Baufach-Ausstellung 1913
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0273

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Baukünstlerische Werte der Intern. Bau/ach-Ausstellung

Die „Iba" hat sich nicht darauf beschränkt,
für den neuen Geist im Städte- und Häuserbau
ihre Gesamtanlage und ihre Einzelbauten zeu-
gen zu lassen; sie hat dazu drei musterhafte
gesonderte Baukomplexe geschaffen, ein „Leip-
zig um 1800", das die schönsten Beispiele der
Leipziger Baukunst früherer Jahrhunderte archi-
tektonisch getreu und in sehr glücklicher Ver-
bindung zusammenstellt (Entwurf: Architekt
Drechsler-Leipzig), weiterhin ein Musterdorf,
mit seiner breit behäbigen Kirche idyllisch ins
Grün gebettet (Entwurf: Architekt Brachmann-
Leipzig) und endlich die Gartenstadt „Marien-
brunn". Eine vollständige Gartenstadt von zu-
nächst 72 Häusern als Ausstellungsgegenstand!
Sie wird natürlich bestehen bleiben. Jetzt aber
verkündet sie überzeugender als alle Einzel-
objekte der Ausstellung die Schönheit orga-
nischer Grundrißgestaltung (Architekt Hans
S t r o b e 1 hat die Anlage entworfen) und das
Glück des künstlerisch durchgebildeten eigenen
Hauses. Und mit den ästhetischen Werten ver-

eint sie praktische; sie bevorzugt den Reihen-
bau, der allein die kräftige architektonische Zu-
sammenfassung der Häuser zu geschlossenen
Baublöcken gestattet, und sie erreicht mit diesem
künstlerischen Vorteil den ausschlaggebenden
wirtschaftlichen der Billigkeit (ein schönes
Sechszimmer-Haus ist für etwa 1000 bis 1100
Mark zu mieten). Neun Wohnungen dieser
Gartenstadt haben Leipziger Handwerker im
Charakter des betreffenden Hauses und ent-
sprechend den wirtschaftlichen Kräften der da-
für in Betracht kommenden Bewohner ausge-
stattet und eingerichtet; eine vorbildliche
Studentenbude findet man hier auch. So trägt
das Ganze einen zugleich künstlerischen und
sozialen Charakter. Und diesen Fortschritt von
der ästhetischen Revolution, die wir den ersten
Darmstädter Künstlerkolonie-Ausstellungen zu
danken hatten, zur sozial-künstlerischen Arbeit
dokumentiert die „Iba" überhaupt. Wir dürfen
heute beglückt feststellen: unsere Baukunst ist
Baukultur geworden..... c. w.
 
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