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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Braungart, Richard: Vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0451

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ARCHITEKT HUGÖ PAL. MARMORHAUS-THEATER. »FOYER« MIT MALEREI VON CESAR KLEIN.

VOM KUNSTHANDEL.

Es ist schon seit Jahren üblich, daß die Kunst-
salons und Verkaufsgalerien Wechselaus-
stellungen veranstalten, die den Zweck haben,
das Lebenswerk eines einzelnen Künstlers, zu-
weilen auch die Arbeit einer ganzen Gruppe oder
Epoche geschlossen vorzuführen. Die „Neben"-
absicht solcher Veranstaltungen ist klar. Die
Kunsthändler sind nicht etwa plötzlich Idealisten
und selbstlose Propagandisten des Guten (des
alten wie des neuen) geworden, sondern sie
haben eben herausgefunden, daß sie durch
dieses Lockmittel auch jenes Publikum heran-
zuziehen vermögen, das sonst nicht zu bewegen
war, eine Kunsthandlung aufzusuchen. Diese
Ausstellungen aber, die man gesehen haben
muß, besonders wenn sie aus Werken fremd-
ländischer Künstler bestehen, zwingen auch die
Faulen und Gleichgültigen zu tun, was ihnen
meist wenig Vergnügen macht. Sind sie aber
erst einmal da, dann sehen sie sich nicht nur die
Ausstellung, sondern auch das übrige „Lager"

an und kaufen wohl auch gelegentlich etwas.
Abgesehen von dieser Mehrung der Verkaufs-
chancen genießen die Kunsthandlungen durch
diese Einrichtung noch den Vorteil einer perma-
nenten, kostenlosen Reklame durch die Presse.
Ob die Kollektionen gelobt oder getadelt wer-
den, kann ihnen im Grunde gleichgültig sein.
Die Hauptsache ist, daß von ihnen geredet wird.

Es fehlt nun nicht an Schwärmern, die sich
furchtbar über diese und ähnliche Zustände ent-
rüsten und den Kunsthändlern deswegen die
schwersten Vorwürfe machen. Diese Leute
beweisen aber damit nur, daß sie von geschäft-
lichen Dingen gar nichts verstehen. Man ver-
gißt eben gar zu gerne, daß ein Kunsthändler
in erster Linie Geschäftsmann ist, der mit seiner
„Ware" etwas verdienen will und muß. Wollte
er das nicht, so würde ihn jeder vernünftige
Mensch verlachen und ihm raten, sein Kapital
lieber anderswo zu plazieren. Denn rentierlich
ist ein Kapital im Kunsthandel — wie in jedem

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