Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 33.1913-1914

DOI Artikel:
Eisen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7011#0355

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EISEN. Für uns hat
es sich beim Eisen
zunächst noch ums rein
Technische gehandelt, um
die anständige Arbeit,
um die Empfindung für
das Material. Vielleicht
werden unsere Söhne,
auf unserer Arbeit auf-
bauend, dem Material
auch wieder künstlerische
Werte abringen können,
die zu den Erzeugnissen
früherer Zeiten nicht in
einem gar zu bescheide-
nen Verhältnisse stehen.
Wir mußten die regula-
tiven Prinzipien der Ein-
fachheit, der Material-
gerechtigkeit erfinden,
um wieder Zugang zu
redlicher Arbeitsweise zu
erhalten. Und die Eier-
schalen dieser löblichen
kunstgewerblichen Kin-
derstubentheoreme hän-
gen der jungen Schmie-
dekunst noch sichtbar am
Rücken. Aber der Ein-
zelne ist dafür nicht ver-
antwortlich zu machen.
Das Erzwingenwollen
bringt jedenfalls zuver-
lässiger Schaden als die
weise Zurückhaltung. —
Muß man also auch bei
der Betrachtung der von
Petersen entworfenen
Gitter im wesentlichen
sich mit der Feststellung
anständiger Arbeit und
guter Gesamtwirkung
begnügen, so darf den-
noch nicht verkannt wer-
den, daß sie für unsere
Zeit bedeutsam sind. Als
Flächenschmuckproblem
ist das Ganze gefaßt. So
sagt die Form der mit dem
Stabwerk verschränkten
Ringe wohl im einzelnen
nichts, aber in der Flä-
chenmusterung werden
sie als geometrische
Figuren sehr hübsch
wirksam. Aus ganz ähn-
lichem Geiste ist die

OBEN: PROFESSOR PETERSEN. UNTEN: PROFESSOR SEECK.
AUSFÜPIRG: JULIUS SCHRAMM, KUNSTSCHMIED, BERLIN.

Vergitterung von Prof.
Seeck geschaffen: sehr
übersichtlicher Gang der
Linien, eisengerechte
Verbindung der Teile,
nüchterne besonnene
Formensprache. — Die
Grabkreuze hat der
Künstler J.Sobainsky-
Breslau für die Jahr-
hundertausstellung Bres-
lau entworfen, wo sie im
„Dorffriedhofe" sinnge-
mäß aufgestellt waren.
Sie fügen sich dem reichen
Formenschaße, der in
den leßten Jahren auf
diesem Gebiete entstan-
den ist, gefällig ein.
Die alte Form mit dem
ovalen Schild in der
Mitte, den nach oben
ausgehenden Strahlen
und der kleinen Be-
dachung erweist sich im-
mer noch als die ge-
fälligste und wirksamste.
— In das Gebiet des
Eisengusses führen die
Reliefs des Kgl. Hütten-
werkes Wasseralfingen
in Württemberg. Die
Modelle sind alt, stam-
men von Weitbrecht
(1796-1836) und Plock
(1809- 1882) und ver-
raten das klassizistische
Formstreben der Jahr-
hundertwende, das in
den Stilwillen der Naza-
rener und Neuklassiker
übergeht. Die Reliefs
sind früher vielfach als
Füllungen verwandt wor-
den. Reinheit und idyl-
lisch - gefälliges Senti-
ment der Linie sind ihnen
nicht abzusprechen. Es
ist eine verbindliche
Kunst, niedlich, bürger-
lich im höchsten Grade.
Diesem Geiste entspre-
chen die Gegenstände:
antikische Idyllen, mo-
derne Szenen, meist länd-
licher Prägung, hübsch
bewegte Einzelfiguren. —

335
 
Annotationen