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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Michel, Wilhelm: Professor Heinrich Henes - Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0141

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PROFESSOR HEINRICH HENES-STUTTGART.

GARTENARCHITEKTUR DER VILLA E. V. SIEGLIN.

Es ist eines der heitersten, südlichsten Städte-
bilder Deutschlands, das sich von den die
württembergische Residenz beherrschenden
Hügeln darbietet. Kein Wunder, daß die Häuser
und Villen das Streben nach den Höhen haben,
die ihnen jedes Fenster mit einer wahrhaft fürst-
lichen Fernsicht schmücken und den Bewohnern
obendrein frische kräftige Luft zu atmen geben.
So wird Stuttgart ringsum von einem Kranz
lustiger Villen eingeschlossen, die ihre Gärten,
Terrassen usw. in heiterem Kampfe dem wider-
strebenden steilen Terrain abgerungen haben.

Ich habe heute zu erzählen von einer archi-
tektonischen Anlage, die ihrer ganzen Art nach
sehr charakteristisch ist für den heiteren Geist,
der die Stuttgarter Höhen beherrscht. Der
Erbauer ist Regierungsbaumeister Professor
Heinrich Henes; ich sah Bauten von ihm
in Frankenthal (Pfalz), eine Schule, ein Mu-
seum, eine Wohnhausgruppe, bei denen allen
die gleiche Linie feinen überlegenen Geschmak-
kes, ruhig-besonnen Formens zu bemerken war.
Diese neuen Gartenarchitekturen auf dem zur

Villa von Sieglin gehörigen Grundstücke zeigen
das vornehme kultivierte Können, den fein-
geistigen Eklektizismus dieser Begabung. Die
Anlage bildet den höchsten reizvollsten Akzent
des dekorativen Gestaltungswillens, der in all
den anmutigen Bauten dieser Anhöhen herrscht.
Eine feine, gemessene Liebenswürdigkeit kenn-
zeichnet die ganze Anlage; man begegnet
nirgends einer Leere, alles ist freundlich und
sorgsam durchgedacht. Die gegenwärtige Zeit
ist solchen von stürmischen Neologismen nicht
mehr bedrohten Begabungen fraglos günstig.
Jetzt ist der richtige Augenblick, daß ein mo-
derner Architekt zeige, was an unproblema-
tischem Können, an reifer Kultur in ihm liegt.

Grundlegend für die ganze Anlage war das
Bedürfnis nach einem Tennisplatz und nach
einer Gelegenheit, des Sommers im Garten den
Tee zu nehmen und zugleich das Leben auf
dem Spielplatz zu überblicken. Das gab den
Gedanken ein, den entstehenden Raum unter
dem Tennisplatze zu einem festlichen Garten-
saale auszunutzen, und dieser wieder erforderte

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