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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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M., K.: Die Ausstellung der "Freien Münchner Künstler"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0423

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C. STEINER-
MÜNCHEN.

GEMÄLDE
»SOMMERTAG«

DIE AUSSTELLUNG DER „FREIEN MÜNCHNER KÜNSTLER".

Wenn ein Kunstliebhaber in diesem Sommer
nach München kommt, um in sich auf-
zunehmen, was an moderner Produktion ge-
zeigt wird, und er nun etwa glaubt, er habe
mit Absolvierung des Glaspalastes, zweier
Sezessionen und der Juryfreien genug getan,
so täuscht er sich. Es ist erstaunlich, wieviel
Einzelgruppen sich gerade in diesem Sommer
zu Wort melden, und nach der Gesamtsumme
der ausgestellten Werke gemessen, ist das
Kunstleben in München so rege wie nur je.

Die Hochflut der Ausstellungen hat das
Erfreuliche gebracht, daß sich die schönen
Räume der alten Schackgalerie wieder ein-
mal dem allgemeinen Besuch geöffnet haben.
Wer dieses Palais in der Briennerstraße auf-
sucht, wird von der Fülle des Gebotenen
überrascht sein. Er findet da zunächst eine
Kollektivausstellung von Werken Prof. Franz
Naagers und wird über das außerordentlich
umfangreiche Werk dieses an Italiens Schönheit
begeisterten Künstlers erstaunen, er findet fer-
ner eine Ausstellung von italienischen Meistern
meist des Cinquecento und später, aus dem
Privatbesitz Prof. Naagers, einen ganzen Saal
voll Magnascos, und nachdem er all diese

Säle durchwandert hat, werden plötzlich die
Wände hell, moderne Lichtprobleme melden
sich, und er befindet sich in der ersten Aus-
stellung der „Freien Münchner Künstler".
Nur von diesen Werken soll hier die Rede sein.

„Freie" Münchner Künstler — der Name
klingt sehr revolutionär und sezessionistisch.
Keine Angst: diese neuen „Freien" servieren
uns weder ein radikales Programm, noch wer-
den sie überhaupt durch ein besonderes Rich-
tungsprogramm geeint. Die „Freien", das soll
wohl vor allem heißen, daß diese Künstler
untereinander frei sein wollen. Ich kann mir
denken, wie es schwer war, für diese Gruppe
von Künstlern, die sich da zunächst zu Aus-
stellungszwecken zusammengetan haben, einen
gemeinsamen Namen zu finden. Sie hätten
etwa sagen müssen: „Die vor einander Respekt
haben". Das war zu lang, so nannten sie sich
etwas farblos die „Freien".

Diese Ausstellung der „Freien" zeigt wieder
einmal, wieviel tüchtige und heißbemühte Ar-
beiter es doch in München gibt. Und solche
Arbeiter sind nötig, um die Allgemein-Atmo-
sphäre der „Kunststadt" herzustellen. Sie zeigt
zugleich, was München aus dem Einzelnen

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