DOI Artikel:
L.: Deutsche Spitzen und Stickereien: Leitsätze für deutsche Frauen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0100
■»Deutsche Spitzen und Stickereien«
ENTWURF : HERTA KOCH. AUSFÜHRUNG: MILLY KOCH—DARMSTADT. »FILET-EINSATZ EINER WEISSEN LEINENDECKE
die deutsche Kronprinzessin sowie Prinzessin
Viktoria Luise deutsche Klöppel- und
Nähspitzen, die allerdings — damals noch —
zur Verarbeitung nach Paris wanderten! Die
heute aus dem Ausland kommenden Spitzen
sind zum großen Teil nur schwächliche, für den
Export geschaffene Epigonenprodukte, die von
früherem Ruhme zehren. Bei den belgischen
Klöppelspitzen z. B., die infolge der tradi-
tionellen Wertschätzung starken Absatz
finden, handelt es sich großenteils durch-
aus nicht um Qualitätsware, sondern um
ein künstlerisch und technisch recht minder-
wertiges Produkt. — Wieviel Tand und un-
nützer Plunder wurde und wird von den Frauen
erworben, und wie selten noch werden ent-
sprechende Aufwendungen für eine schöne
Stickerei, eine echte Spitze, eine Hand-
weberei gemacht, die doch einen viel kost-
bareren, dauernderen Schmuck der Woh-
nung und Kleidung darstellen, als teuere und
trotzdem häufig wertlose ausländische Industrie-
produkte. — Sobald den Frauen keine größeren
und dringenderen Pflichten mehr obliegen, wird
vielen die Handarbeit Hilfe und Trost bringen.
In schweren und freudigen Zeiten bot die Hand-
arbeit den Frauen Gelegenheit, ihrem Emp-
finden, ihren Gefühlen und Gedanken Form
zu geben und kleine Kunstwerke zu schaffen,
die noch lange von der emsigen Hand und dem
Können und von den Leiden und Freuden der
Schöpferin erzählen. Sicherlich ist es ein edlerer
und würdigerer Zeitvertreib für alle Frauen und
Mädchen, die nicht im ernsten Berufe stehen,
durch solche künstlerische Arbeiten anderen
Freude zu bereiten, als zwecklosen Ver-
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ENTWURF : HERTA KOCH. AUSFÜHRUNG: MILLY KOCH—DARMSTADT. »FILET-EINSATZ EINER WEISSEN LEINENDECKE
die deutsche Kronprinzessin sowie Prinzessin
Viktoria Luise deutsche Klöppel- und
Nähspitzen, die allerdings — damals noch —
zur Verarbeitung nach Paris wanderten! Die
heute aus dem Ausland kommenden Spitzen
sind zum großen Teil nur schwächliche, für den
Export geschaffene Epigonenprodukte, die von
früherem Ruhme zehren. Bei den belgischen
Klöppelspitzen z. B., die infolge der tradi-
tionellen Wertschätzung starken Absatz
finden, handelt es sich großenteils durch-
aus nicht um Qualitätsware, sondern um
ein künstlerisch und technisch recht minder-
wertiges Produkt. — Wieviel Tand und un-
nützer Plunder wurde und wird von den Frauen
erworben, und wie selten noch werden ent-
sprechende Aufwendungen für eine schöne
Stickerei, eine echte Spitze, eine Hand-
weberei gemacht, die doch einen viel kost-
bareren, dauernderen Schmuck der Woh-
nung und Kleidung darstellen, als teuere und
trotzdem häufig wertlose ausländische Industrie-
produkte. — Sobald den Frauen keine größeren
und dringenderen Pflichten mehr obliegen, wird
vielen die Handarbeit Hilfe und Trost bringen.
In schweren und freudigen Zeiten bot die Hand-
arbeit den Frauen Gelegenheit, ihrem Emp-
finden, ihren Gefühlen und Gedanken Form
zu geben und kleine Kunstwerke zu schaffen,
die noch lange von der emsigen Hand und dem
Können und von den Leiden und Freuden der
Schöpferin erzählen. Sicherlich ist es ein edlerer
und würdigerer Zeitvertreib für alle Frauen und
Mädchen, die nicht im ernsten Berufe stehen,
durch solche künstlerische Arbeiten anderen
Freude zu bereiten, als zwecklosen Ver-
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