Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (35.1914-1915)

■»Deutsche Spitzen und Stickereien«.

gnügungen und Zerstreuungen nachzujagen. —
In allen handarbeitenden Frauen muß aber
der feste Wille leben, ihre Zeit und Kräfte nicht
zu vergeuden, sondern ihr Bestes und Eigen-
stes zu geben. Die künstlerisch edle Frauen-
handarbeit unterscheidet sich durch den selb-
ständigen Gehalt, die Intensität der Form-
gestaltung von der wertlosen „Dilettanten"-
arbeit. Hinter der emsigschaffenden Hand muß
ein ganzer Mensch stehen, der sich dessen
bewußt sein muß, daß die mühsame Arbeit der
Stunden, Tage und Wochen nur dann zu einer
dauernden Quelle des Genusses für ihn und
andre werden kann, wenn sie ehrlich und ernst
in die möglichst reine Kunstform umgesetzt
wurde. — Je „schnellfördernder" eine Hand-
arbeit ist und je oberflächlicher sie hergestellt

wird, desto wertloser ist sie; je intensiver da-
gegen daran gearbeitet wird, desto gehaltvoller
wird sie. Alle Energie bleibt in der Natur er-
halten und wandelt sich um. Wie aber ist
Energievergeudung zu vermeiden? Durch Kon-
zentration auf das Wesentliche, in erster
Linie Material und Technik. Und der einzige
Weg, um zu solcher Intensität und Unmittel-
barkeit der Wirkung zu gelangen? Das
Arbeiten ohne Vorzeichnung, direkt in das
Material! — Die Frauenhandarbeit war von
jeher in Deutschland geehrt und geachtet, die
Zeiten ihres Tiefstandes, da sie ohne Liebe
ausgeübt wurde, sind glücklich vorbei. So
möge die künstlerisch gediegene Handarbeit
erneut zu Ehren kommen, sobald das Land
nach schweren Tagen wieder aufatmet! . . . l.

entwurf u. ausführung: herta koch- darmstadt. »mittelfeld eines kissens mit bunter wollsttckerei«

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