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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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295 Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0313

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professor
c.o.czeschka-
hamburg.
exlibris.

Heute, wo Deutschland im Kampfe steht
gegen die halbe Welt, gegen eine Bundes-
genossenschaft, die auf ihre Fahnen die Furien
der Rache, des Neides und der Barbarei ge-
schrieben hat, wo Deutschlands Siege ihm erst
die volle Entfaltung seiner Kulturbestrebungen
sichern werden, steht auch unsere deutsche
Kunst an einem großen Wendepunkt. Es gilt
jetztvor allem die Abhängigkeit von der fremden
Kunst abzuschütteln, wieder deutsch zu emp-
finden und zu schaffen, auch in den Künsten.
Freilich geht der Aufschwung nationaler Kunst
keineswegs immer Hand in Hand mit der poli-
tischen Erhebung einer Nation; hat uns doch
der große Krieg gegen Frankreich gerade die
Abhängigkeit von der französischen Kunst ge-
bracht. Aber wir dürfen hoffen, daß der furcht-
bare Ernst und die unermeßlichen Opfer dieses

Weltkrieges die allgemeine Verflachung und
Dekadenz auch bei uns überwinden und auf die
sittliche Kräftigung unseres Volkes eine heil-
same, gründlich reinigende Wirkung ausüben
werden, daß aus dem blutgetränkten Boden eine
neue Zeit auch für die Kunst und Wissenschaft
in Deutschland erstehen wird. Zu einer natio-
nalen Sanierung kann auch die Kunstwissen-
schaft ihr Teil mit beitragen, nicht nur indem
sie die deutsche Kunst noch stärker betont, son-
dern vor allem, indem sie die Wissenschaftlich-
keit vertieft und nicht Kunstpolitik mit Kunst-
geschichte verwechselt. . . . wilhelm v. bode.

£

Die Welt liegt vor dem Künstler wie vor ihrem
Schöpfer, der in dem Augenblick, da er sich des
Geschaffenen freut, auch alle die Harmonien ge-
nießt, durch die er sie hervorbrachte und in denen
sie besteht................. Goethe.

1915. IV. 4.
 
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