Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

DOI Artikel:
Filek, Egid: Architekt Ernst Lichtblau, Wien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0319

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ARCHITEKT PROF. ERNST LICHTBLAU.

»WOHNHAUS« DR. S. HOFMANN—WIEN.

ARCHITEKT ERNST LICHTBLAU-WIEN.

VON DR. EGID VON FILEK.

Es ist schwer, über die Kunst des modernen
Architekten zu schreiben, wenn man Phra-
sen vermeiden will. Farben, Linien, Formen
und Raumverhältnisse sprechen nun einmal ihre
ganz besondere Sprache, die ganz anders als
die der Worte ist. Und dennoch muß man ver-
suchen, aus dem Schaffen des einzelnen Künst-
lers jenes letzte Etwas, auf dem seine Eigenart
beruht, herauszuheben und in die Wortsprache
zu übersetzen. Das ist man der Kunst als
solcher schuldig, wenn man sie überhaupt ernst
nehmen will; denn im Grunde gibt es keine
„Kunst an sich", sondern nur die konkreten
Gestalten der einzelnen Schaffenden. Bei der
Kunst des Architekten handelt es sich in erster
Linie darum, die toten Materialien, die uns
dank den Fortschritten unserer Technik heute
in viel weiterem Umfang dienstbar sind als je
zuvor, sowie die strengen Zweckformen der
konstruktiven Gestaltung mit jenem persön-

lichen Element zu vereinigen, ohne welches wir
uns keine Kunstäußerung denken können.

Bekanntlich ist hier im Laufe der letzten
Jahre eine starke Wandlung eingetreten, die von
der reinen Zweckarchitektur zu einer immer
entschiedener betonten persönlichen Durch-
dringung der jeweils gestellten Aufgabe geführt
hat. Hier setzt nun Ernst Lichtblau ein.
Er ist ein Schüler Otto Wagners; aber seit er
sich selbst gefunden hat, führt die Linie seines
Schaffens von der nüchternen, strengen Art des
Meisters leise ins Gebiet des Romantischen
hinüber. Aber es ist eine Romantik besonderer
Art, die niemals spielerisch wird, die sich nicht,
wie man zu sagen pflegt, gehen läßt. Natürlich
ist es bei einem Mann seines Alters — er zählt
etwa dreißig Jahre — ganz unmöglich zu sagen,
wohin seine Entwicklung noch führen wird.
Gegenwärtig ist vielleicht, was seine kunst-
gewerbliche Arbeit betrifft, der Sinn für das

297
 
Annotationen