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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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R. Br.: Anton v. Werner und Gotthard Kuehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0385

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WALTHER KLEMM WEIMAR.

LITHOGRAPHIE ZU »SIMPLICISSIMUS«

ANTON v. WERNER f UND GOTTHARD KUEHL f.

Dicht hintereinander sind Anton von Werner
und Gotthardt Kuehl gestorben. Es könnte
willkürlich erscheinen, die Zufälligkeit solcher
Folge zu nutzen, um über zwei Männer, die so
verschieden geartet sind, gleichzeitig einiges zu
sagen. Sie waren verschieden; sie waren sogar
Gegensätze. Gerade darum hilft ein Neben-
einanderstellen der Beiden zur Klarheit über
jeden einzelnen. Werner hat durch Jahrzehnte
das Kunstleben in seinem Sinne zu hemmen
versucht, auch dann noch, als längst tausend
junge Kräfte sich heiter regten. Kuehl hat un-
endlich viel dazu geholfen, aus Dresden, an
dessen Hochschule er wirkte, eine künstlerisch
interessierte Stadt und zugleich ein Paradies
der Ausstellungen zu machen. Werner lehnte
ab, was er nicht begreifen wollte; Kuehl mühte
sich redlich, alles zu verstehen, was die oft

wilden Entwicklungskämpfe der neuen Zeiten
hervorbrachten. Werner sperrte die ihm, dem
Direktor der akademischen Hochschule, ver-
trauten Novizen in das starre System eines
mordenden Naturalismus. Kuehl hatte sich
durch die französischen Impressionisten zum
Erfassen des Malerischen in der Malerei erlösen
lassen. Werner war die Verneinung des Lebens,
Kuehl ein Pionier der Sinnenfreude.

Werner tat sehr recht daran, die Fortschritte
der Farbenphotographien zu fürchten. Trotz
der Vielfältigkeit seines Lebens hat er eigent-
lich nie auch nur das geringste erlebt. Die Bil-
der, die er dem Leben nachahmte, waren und
wirkten tötliche Lähmung. Wenn man das dicke
Buch, das er über seine „Erlebnisse und_Ein-
drücke" geschrieben hat, durchblättert, so trifft
man fast auf jeder Seite Ungeheuerlichkeiten,

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