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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Jaumann, Anton: Deutsche Wohnkultur, deutsche Raumkunst: zu den Arbeiten von Eduard Pfeiffer
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0059

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DEUTSCHE WOHNKULTUR, DEUTSCHE RAUMKUNST.

ZU DEN ARBEITEN VON EDUARD PFEIFFER.

Reichtum verpflichtet. Einst kannten die
Fürsten und die Großen der Finanz keine
schönere Pflicht, als mit ihren Mitteln der Kunst
zu dienen, durch Förderung der Architektur,
der Malerei, der Dichtkunst Glanz und Ruhm
um sich zu verbreiten und sich in der Ge-
schichte der menschlichen Künste zu verewigen.
Der Millionär, der heute unter vielen Ängsten
und Bedenken sich dazu aufrafft, bei einem
jungen Maler ein Bild seiner Gattin, bei einem
Architekten ein Landhäuschen, oder einen Sa-
lon oder auch nur ein Möbelstück zu bestellen,
fühlt sich in der gönnerhaften Rolle eines Wohl-
täters, eines Arbeitgebers, eines Brotherrn der
Kunst. Er kauft ihre Dienste. Daß er nur eine
Ehrenpflicht gegen die Kunst erfüllt, daß er es
ist, der ihr zu helfen und zu dienen hat, diese
Auffassung liegt ihm und der ganzen Generation
von Geldmachern fern. Die Kirche kann ver-
möge ihrer geistlichen Gewalt das Opfer for-
dern. Die Kunst kann es bei uns nicht, weil
sie eben keine geistliche Macht ist. Dies aber
gilt es zu erreichen, daß im Dienste der Kunst
zu opfern ein Gewissensgebot wird, eine Kul-
turpflicht für jeden, besonders für den Reichen.

Der Gutsherr von Wintershagen, der sich
von Pfeiffer einrichten ließ, tat es gewiß in
erster Linie, weil ihm die Art des Künstlers
sympathisch war. Vielleicht hatte er auch ein
dunkles Bedürfnis, in die herbe Landschaft der
Nordmark ein Kleinod zu setzen, das die deut-
schesten Eigenschaften deutscher Kunst wie in
einem Brennpunkt verkörpern sollte : Die knor-
rige Schwere und die steife Zierlichkeit alt-

deutscher Meister und den launigen Tanz der
Gefühle. Diese schöne Absicht sei ihm gedankt,
da wir heute für jede „Kunstförderung" dank-
bar sein müssen, und weil Hunderte und Tau-
sende beiseite stehen, die ihre Pflicht, den
vielfältigen Keimen deutscher Kunst zur Ent-
faltung zu verhelfen, nicht erkennen. Der Guts-
herr von Wintershagen wird mit dem Lohn
seines Kunstopfers nicht unzufrieden sein, wäh-
rend die „Mäzene", die mit dem Hochmut des
Wohltäters, mit der Berechnung des Spekulan-
ten bei der Kunst Bestellungen machen, nur
faule Kompromißfrüchte, minderwertige Fron-
arbeiten zu ernten pflegen. —

Pfeiffers Art ist hier schon des öfteren ge-
schildert worden. Und auch einem weiteren
Publikum hat sich seine eigenwillige Persön-
lichkeit, die krause Formenwelt seiner Phan-
tasie schon bemerkbar gemacht, trotzdem die
Zahl seiner Arbeiten gar nicht so groß ist. Es
haben sich sogar schon, wie bei jedem Erfolg,
die betriebsamen Nachahmer eingefunden. Die
vorliegenden Arbeiten zeigen wieder manche
neuen Reize, die die Ergiebigkeit seiner künst-
lerischen Richtung offensichtlich dartun.

Das Hauptstück, der rotgoldene Kamin mit
dem rechteckigen Sofaplatz, der sich gleich
einem Kastell in das Zimmer hineinschiebt,
bildet sozusagen den Brennpunkt der ganzen
Anlage, originell in Erscheinung und Anord-
nung, und doch so natürlich aus dem Bedürf-
nis der Gesellschaft wie der farbigen Kontraste
entstanden. Wie hat sich das alles so hübsch
um Kamin und Teetisch herum versammelt!

XVIII. April 1915. 5
 
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