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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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G. C.: Willy Oeser, Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0088

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Willy Oeser—Mannkeim.

WILLY OESER—MANNHEIM.

SELBSTBILDNIS «

liegt weiter zurück. Ein wehmütiges
Adagio webt über diesem Kopfe; die
Farben scheinen in der euphonischsten
Komposition gewählt — keine Härte, kein
Mißton, ein ganz romantisches Binnen-
leben, doch in dem Auge glimmt es
schon wie eine helle Ahnung. Solche
innerlich empfundene Malerei der Frühzeit
ist oft an Seelengehalt selbst von reifen
Werken späterer Zeit nicht zu übertreffen.
Das veranlagte uns, gerade dieses frühe
Bild hier festzuhalten. Ein Überblick über
Oesers Schaffen beweist seine Entwick-
lung während des Krieges. Diese Empor-
arbeit zeigt das neueste und reifste Bild,
einen im Meere versinkenden Matrosen
mit dem Ierjten Hurra auf den Lippen dar-
stellend. Das weite Meer ist so wahr-
und glaubhaft, daß es wie ins Unendliche
ausladet. Stark rhythmisches Empfinden,
ein leichter lyrischer Unterton durchzieht das
ganze Bild. Der Kopf ist ganz prächtig ge-
raten. Keine schmerzlich schreiende Verzer-
rung, nur ein Stolz, nur ein jauchzendes Froh-
locken, und die etwas zusammengekniffenen
Augen scheinen geblendet von der Heilig-
keit mystischen, jenseitigen Ahnens. —
Oesers Kunst quillt aus dem Born der inner-
sten Brust und erreicht eine aus dunklen
Tiefen emporstrahlende Schönheit, c. s. o.

WILLY OES ER-MANNHEIM.

Ein zufälliger Besuch des Kunstsalons Gold-
schmidt in Frankfurt a. M. brachte mir vor
einigen Wochen die Bekanntschaft mit einer jungen
künstlerischen Kraft: Willy Oeser-Mannheim.
Kriegsbilder! Aber wie seltsamer Art. Ganz naiv
sah ich hier das Schreckliche des Krieges erfaßt und
hingestellt, doch nicht der äußere Vorgang, sondern
der jferinnerlichte Ausdruck machte diese Arbeiten
so packend. Die menschliche Physiognomie ist's,
auf die diese Bilder zugespitzt sind — alles Hel-
denhafte und Furchtbare spricht sich im Gesicht der
Krieger aus, das hier gleichsam aus dem Elemen-
taren in merkwürdiger Vergeistigung herausstrahlt.

Ich hörte, daß der junge Maler zuvor schon den
Opfertod der Märtyrer und Helden in blutigen
Farbenstücken darzustellen versucht hatte. Da kam
der Krieg und so konnte man von einem noch nicht
18-Jährigen Neues und unwillkürlich Ergreifendes
geboten erhalten. In leidenschaftlichem Zusammen-
raffen der Kraft ist jedes Bild hingeschrieben, aus
einem gewissen dämonischen Untergrund oft bis
zum Derben, ja Brutalen herausgeschleudert, doch
aufsteigend zum Gewinn eines herben, festen
Willens. — Das hier wiedergegebene Selbstporträt

WILLY OESER -MANNHEIM. GEMÄLDE »DAS LETZTE HURRA«
 
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