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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Riezler, Walter: Albert Weisgerber
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0291

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ALBERT
WEISGERBER t

VORJAHRIGE
AUFNAHME
VON ERNA M.
KOLLSTEDE-
MÜNCHEN.

ALBERT WEISGERBER f.

VON WALTER RIEZLER.

Daß Albert Weisgerber gefallen ist, — als
rechter Bayer stürmend und im Handge-
menge, an der Spitze der Kompanie, so wie
es sein Traum war, — das ist einer der schlimm-
sten Schläge, die die deutsche Kunst in diesem
Kriege treffen konnten. Denn er war nicht nur
eine Hoffnung auf die Zukunft, sondern mit
seinen 37 Jahren der Schöpfer manches reifen
Meisterwerks, dem die Kunst der Zeit wenig
an die Seite zu stellen hat. Zugleich aber er-
schien allen, die ihn kannten, das, was er schuf,
doch noch als Verheißung eines Höheren, als
Zeugnis eines leidenschaftlichen Ansturms auf
ein fernes, höchstes Ziel, das zu erreichen ihm
nun nicht mehr vergönnt war.*)

Aus seinen Werken läßt sich einmal die Ent-
wicklung der Malerei in den fünfzehn Jahren
vor dem großen Kriege deutlich ablesen: er
begann —1900 — mit dem dekorativen Stilismus
der Stuckschule, sah bald auch offenen Auges

*) Die „Deutsche Kunst und Dekoration" brachte im Januar-
J?eft 1912 die erste umfangreiche Publikation über Weisgerbers
Schaffen, darunter eine farbige Wiedergabe des „Hl. Sebastians",
wohl eines der besten Bilder des Künstlers. A.K.

die Aufgaben der deutschen absoluten Malerei
und des Naturalismus, um sich dann, seit seinem
Aufenthalte in Paris im Jahre 1907, immer mehr
in die Probleme der höchsten Kunst zu ver-
tiefen, wie sie ihm dort vor allem Cezanne,
zugleich wohl in Deutschland Hans von Marees
wiesen; und auch der Mystizismus Grecos und
der Gotik wirft Reflexe auf seine Kunst.

Von Anfang an ist alles, was er malt, leben-
dig; die Einfälle scheinen ihm in Fülle zuzu-
strömen — ob er nun Plakate entwirft oder für
die „Jugend" Karikaturen zeichnet — und nie-
mals unterwirft er sich dem Schematismus eines
kunstgewerblichen Stils. Alles ist heiter, und
doch hängt es irgendwie mit echter Kunst zu-
sammen. Und in seinen Bildern ist eine male-
rische Frische und eine Liebe zur Schönheit der
Farbe, die erfreulich ist, wenn sie auch noch
nicht durch die große Bildform gebändigt ist.

Vielleicht wäre die Leichtigkeit und Heiterkeit
seines Schaffens für ihn zu einer Gefahr gewor-
den, wenn er nicht ein neues, hohes Ziel immer
deutlicher vor sich gesehen hätte. Seine Kunst
 
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