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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Die Kunstschule von Emmy Zweybrück, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0293

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SCHULE
ZWEYBRÜCK.
EHMV
ANTELANG.

DIE KUNSTSCHULE VON EMMY ZWEYBRÜCK-WIEN.

Die befruchtende Kraft der Wiener Kunstgewerbe-
schule des österreichischen Museums äußert
sich nicht nur im Schaffen derer, die aus ihr hervor-
gehen, sondern auch darin, daß sie ihnen in häu-
figen Fällen die Fähigkeit überträgt, erzieherisch
weiterzuwirken. Neben den öffentlichen Lehranstal-
ten bezeugt dies das Auftreten privater Schulen,
die von Frauen geleitet der Pflege weiblicher Be-
gabungen dienen. Sie sind ausgezeichnet besucht,
Mädchen von kindlichem Alter angefangen und auch
junge Frauen arbeiten hier in einer Atmosphäre
froher Betätigung, die durch reizvolle Ergebnisse
stetig gespornt wird und bei ernsten Naturen be-
geisterten Eifer erweckt. Diese Schulen kommen
einem jerjt hochgesteigerten Bedürfnis entgegen.
Infolge des Kriegs werden weit mehr Mädchen als
je zuvor aus eigener Kraft sich durchs Leben bringen
müssen, und die Entwicklung kunstgewerblicher
Fertigkeiten erschließt ihnen vielfältige Lebens-
aufgaben mit der Aussicht auf lohnende Beschäf-
tigung. Die Tragweite der Ausbildung in diesen
Schulen ist verschieden. Sie kann zu einem Erwerb
führen, bei kräftigen künstlerischen Anlagen für
höhere Entwicklung vorbereiten, oder auch nur -
wie es bei einem großen Teile des Schülermaterials

gar nicht anders beabsichtigt ist - den Töchtern
begüterter Familien zu Geschmackskultur in eigenem
Wirkungskreise verhelfen.

Ein anziehendes Beispiel war in den legten April-
tagen eine Ausstellung von Schülerarbeiten der
Kunstschule Zweybrück in Wien. Als Einladung
gab eine liebe Schwarz-Weißkarte in Linoleumschnitt
den Ton an, die Arbeit einer Vierzehnjährigen. Bild
und Schrift mit respektablem Schmiß in den Raum
geserjt, die Vignette, ein kleines Mädel vor der
Zeichentafel, mit wenigen handfesten Flecken und
Strichen holzschnittgerecht ausgeführt, dabei das
drollig unbeholfene, in die Arbeit vertiefte Kind-
chen so ursprünglich empfunden, wie es nur einem
noch selbst der Kindheit nahen Alter möglich ist.
Frau Emmy Zweybrück-Prochaska, eine der tüch-
tigsten Vertreterinnen des modernen Kunstgewerbes
aus der Schule des österreichischen Museums,
leitet in ihrer Werkstätte die künstlerische Aus-
bildung einer stattlichen Anzahl von jungen Damen.
Ihre Schulausstellung zeigte den Erfolg eines Unter-
richts, der im Gehege heutiger Stilformen den
persönlichen Anlagen Freiheit gönnt und Durch-
bruchsversuche der Eigenart begünstigt, auch wenn
sie sich mit dem Überschwang der Jugend kund-
 
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