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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Rosenhagen, Hans: Grosse Berliner Kunstausstellung 1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0339

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GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1915.

VON HANS ROSEN HAGEN.

Die Berliner Künstlerschaft hat einen ge-
wissen Mut bewiesen, daß sie, trotz der
schlechten Erfahrungen des vergangenen Jah-
res, nicht auf die Veranstaltung ihrer großen
Sommerausstellung verzichtete. Selbst die Tat-
sache, daß ihr der Landesausstellungs-Palast,
der Heereszwecken dient, entzogen wurde, hat
sie nicht gehindert, ihren Entschluß durchzu-
setzen. Vielleicht lag sogar für die Veranstal-
ter der Ausstellung ein besonderer Reiz darin,
sie einmal an anderer Stelle und unter anderen
Bedingungen zeigen zu können. Sie ist nämlich
schließlich in den schönen Räumen der König-
lichen Akademie der Künste am Pariser Platz
untergebracht und dadurch in ihrem Umfange
natürlich erheblich beschränkt worden. In den
elf Sälen der Akademie lassen sich bestenfalls
dreihundert Werke vorführen. Man hat sich
zu helfen gesucht, indem man eine Teilung des
großen Materials vornahm und die aufge-
nommenen Arbeiten in zwei gesonderten Vor-
führungen zeigt, deren erste am 1. August endet
und deren zweite am 14. August beginnen wird.

XVIII. August 1915. 4

Wer von dieser Beschränkung der Dar-
bietungen ein Ansteigen des künstlerischen
Niveaus der Großen Berliner Kunstausstellung
erwartete, hat dieses Mal eine kleine Ent-
täuschung erlebt oder vielmehr erleben müssen.
Verständige Leute sahen sie überhaupt voraus.
Künstler sind feinfühlig und daher Stimmungen
und Eindrücken sehr viel mehr ausgesetzt als
der Durchschnittsmensch. Wenn nun dieser
schon von den ungeheuren Ereignissen dieser
kriegerischen Zeit in Mitleidenschaft gezogen
wird und die Lust an mancherlei Erscheinungen
des Lebens verliert — um wieviel stärker wird
der Künstler von all' dem berührt, was das Herz
des Volkes in Sorge schlagen macht! Gegen-
über den gewaltigen Erlebnissen des letzten
Jahres erscheint wohl jedem ernsthaft schaffen-
den Künstler sein Tun überflüssig, fast als ein
Spiel, das sich jetzt eigentlich nicht schickt,
von dem man meint, daß die unter dem Kriege
leidende Menschheit mißbilligend den Kopf
darüber schüttelt. Wer das bedacht hat, ist
vor dem Fehler bewahrt, mit zu großen An-
 
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