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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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M.: Die Mittleren Werte
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Röthlisberger, H.: Arbeiten der keramischen Fachklasse des Gew.- Museums in Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0359
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Die mittleren Werte.

über den Dilettantis-
mus lernen, an dem
auch Schiller beteiligt
ist. Auch muß man
beachten, mit welcher
sonnigen Freiheit
Goethe als Rezensent
die verschiedenen Er-
scheinungen der Kunst
und Dichtung zu be-
trachten pflegte. Da
ist Liberalität und
strahlende Weitherzig-
keit; keine Spur von
dem pedantischen Fa-
natismus oder der
spöttischen Unzugäng-
lichkeit in unseren
heutigen Kunsterörte-
rungen. Jedes Wort,
das Goethe als Kri-
tiker spricht, atmet
hohe Positivität und
ist aus einem tief herz-
lichen Erfassen der
wertvollen Besonder-
heit der jeweiligen
Leistung gespeist. Ge-
rade das Mittlere er-
griff er mit Liebe und
wog es sorgfältig nach
seinen Beziehungen,
Kräften und Tugenden
ab. — Solches Gelten-
lassen der dem An-
deren wie der eige-
nen Person anhängen-
den Besonderheit und
Eingeschränktheit ist
allerwichtigste Ange-
legenheit der Kultur.
Denn zu dieser gehört
allermeist, daß kein
Inhalt allzu heftig ge-
gen seine Form kämpfe
und daß man sich bei
der notwendigen Be-
grenzung beruhige, -m.
Ä

Der törichtste von allen
Irrtümern ist, wenn
junge, gute Köpfe glau-
ben, ihre Originalität zu
verlieren, indem sie das
Wahre anerkennen, was
von andern schon an-
erkannt worden. Goethe.

prof. fritz behn münchen. »schauspieler u. tänzer«
ausführung: kgl. majolika-manufaktur — karlsruhe.

Nicht will ich leugnen,
daß es besser sei,
sich im Kleinen zu ver-
vollkommnen, wenn man
imGroßennichts zu leisten
vermag; allein dann soll
man bescheiden von In-
dustrie und nicht immer
von Kunst sprechen. Le-
bensgroße, dekorativ ara-
beskenhaft konventionelle
Gestalten sind noch keine
monumentale Kunst.

Anselm Beuerbach.
Ä

ARBEITEN DER KERA-
L MISCHEN FACH-
KLASSE DES GEW.-
MUSEUMS IN BERN.
Die Berner Töpferei be-
sirjt Tradition in den alten
Langnauer Kacheln und
Heimberger Schüsseln.
Es fehlte aber aus jener
Zeit her der Zusammen-
hang mit den Arbeiten
unserer Tage. Im Verein
mit willigen Kräften ist
Lehrer Jakob Hermanns
seit etlichen Jahren be-
müht, die Grundlagen
zu einer gewerbsmäßig
sicheren Herstellung
neuer Töpferwaren zu
schaffen. In der Form-
gebung der einzelnen
Stücke, im Ton, im De-
kor ist der Anschluß an
gute Tradition gesucht,
ohne eine sehr gerecht-
fertigte Wendung zu
neuen Schmuckformen zu
verleugnen. Auf die An-
regung der Alten hin,
aus dem Gebrauch des
Hörnchens als Werk-
zeug heraus, beschränkt
sich der Schmuck auf ein-
fach gehaltene lineare
Verzierungen, Tupfen-
reihen, kleine Flächen-
elemente. In der sach-
lich überlegten Vertei-
lung der Ornamente, im
sorgfältigen Abwägen in
den Proportionen der ein-
zelnen Stücke zeigt sich
ein besonderesBemühen.

h. röthlisberger- bern.

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