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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Breuer, Robert: Max Slevogt, Berlin: zur III. Ausstellung deutscher Meister bei Fritz Gurlitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0425

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PROFESSOR MAX SLEVOGT BERLIN. GEMÄLDE »LANDSCHAFT MIT HÄUSERN«

MAX SLEVOGT-BERLIN.

ZUR III. AUSSTELLUNG DEUTSCHER MEISTER BEI FRITZ GURLITT.

Die dritte Ausstellung deutscher Meister im
Salon Gurlitt ist für Max Slevogt reser-
viert worden. An den Wänden von vier Kabi-
netten sehen wir entscheidende Werke dieses
Malers, der in einem unverkennbaren Gegen-
satz zu Männern wie Leibi, Liebermann und
Trübner steht, weil er das moderne Dogma von
der Malerei als reiner Anschauung durchbricht,
um auch den Pinsel wieder der „Kunst zu fa-
bulieren" dienstbar zu machen. Es ist ohne
Zweifel falsch, Slevogt für einen besonders
typischen Impressionisten zu halten; wohl aber
ist er ein besonderer Typ innerhalb des Impres-
sionismus. Ein Übergangstyp. Darum erreicht
er selten die bis zur Kälte klare Vollkommen-
heit Liebermanns; aber er ist immer interessant,
sprudelnd, abenteuerlich. Ein Fechter. Der
Romantiker des Impressionismus. Zugleich der
Elegante. Von Liebermann senken sich Wur-

XVIII. September 1915. 4

zeln in den Sozialismus unserer Zeit; so wenig
er auch mit seinen Gänserupferinnen, seinen
Waisenhausmädchen, seinen Netzeflickerinnen
oder Seildrehern ein soziales Programm je aus-
wirken wollte, so charakteristisch ist es doch,
für diesen Berliner und Entwicklungsverwand-
ten der Chodowiecki, Schadow und Krüger,
daß seine Produktivität sich an den schweren
und lastenden Bewegungen der Feldarbeiter,
an dem müden Schleppgang der Häusler und
an der lärmenden Groteske einer von Volk
vollgestopften Gasse erregt. Slevogt bevorzugt
das Gymnastische, das Artistische, das Exo-
tische, den Tanz, den Wettlauf, die fleischliche
Mystik einer orientalischen Nacht, die Schlank-
heit eines Negerwildlings, das Muskelpathos des
Simson und die hysterische Dramatik der Kleo-
patra. Die Kunst Slevogts will mehr als das
Nur-Optische; sie ist im geschliffensten Sinne
 
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