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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Frank, Willy: Geschmacksbildung und geschäftliche Propaganda
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0444

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»SCHLAFZIMMER« MÜNCHENER OSTPREUSSENHILFE. PREIS M. 21 5.—. ED. PFEIFFER. PÖSSENB ACHER-WERKSTÄTTEN.

GESCHMACKSBILDUNG UND GESCHÄFTLICHE PROPAGANDA.

Die geschäftliche Propaganda umfaßt ein sehr
großes Gebiet, von der kleinen Zeitungs-
anzeige angefangen bis zu den haushohen ge-
spenstischen Erzeugnissen der modernen Licht-
reklame. Besuchskarten, Briefköpfe und Pro-
spekte gehören dazu, Plakate und Packungen,
Schaufenster und Geschäftslokale. Alle diese
Propaganda zielt ausschließlich auf einen wirt-
schaftlichen Zweck und hat mit den Forde-
rungen der Ästhetik und des Geschmacks zu-
nächst nichts zu tun. Interessant werden diese
Dinge dem reklamemachenden Geschäftsmann
erst in dem Augenblick, da ihm nachgewiesen
wird, daß Geschmacksentfaltung seine Reklame
günstig zu beeinflussen imstande ist. Darauf
muß in der Tat alles hinauslaufen, was wir dem
modernen Geschäftsmann zur Empfehlung einer
geschmackvollen, mit den Grundsätzen unserer
neuen Gewerbekunst im Einklang stehenden
Propaganda sagen dürfen. Das Geschäftsleben
hat es nur mit dem Seienden, dem Wirklichen

zu tun. Kostspieligen Idealismus vom Ge-
schäftsleben verlangen, verrät ein unzuläng-
liches Denken. Ideologie im Geschäftsleben ist
sogar eine widernatürliche, ungesunde Erschei-
nung. Der Kaufmann verlangt daher mit Recht,
daß man ihm zur Beurteilung der Geschmacks-
fragen, die modernes künstlerisches Denken an
ihn heranträgt, eine solide wirtschaftliche Unter-
lage liefere. Da stellen sich zunächst einige
Erwägungen ein. Propaganda — so äußerte
sich vor einiger Zeit ein Fachmann — soll nicht
nur auf Waren aufmerksam machen, sondern
sie soll auch Sympathie für sie werben. Das
trifft ganz gewiß zu. Was auch immer von einer
Firma an die Öffentlichkeit gelangt, von der
Fassade ihres Geschäftshauses bis herab zur
Schürze des kleinsten Lehrlings oder zum Liefer-
schein, ist geeignet und bei klugen Kaufleuten
auch bestimmt, dem Publikum durch Suggestion
einen Begriff vom ganzen Betriebe zu geben.
Im Privatleben ist es ja auch so: ein Besucher,

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