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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 36.1915

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8676#0468

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KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

AUGUST 1915.

KÖLN. Der Kölnische Kunstvereiii bringt in
einer sehr interessanten Schwarz-Weißkunst-
ausstellung einen Überblick über die EntWickelung-
der deutschen Graphik der legten Jahrzehnte. Aus
welchen Überlieferungen die zeichnerischen Künste
hervorgingen, zeigt keiner besser als der Düssel-
dorfer Th. Mintrop, der um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts in erstaunlicher Fruchtbarkeit malte und
zeichnete. Alles ist hier noch einzig auf den tat-
sächlichen Inhalt, auf den geistigen Gehalt angelegt.
Erzählerfreude, berührt von dem Stimmungsgehalt
und der Formgebung eines Schwindt und Richter,
ist auf dieser Stufe der Zeichnung die alleinige Ur-
sache des Schaffens. Je reicher ein Geschehnis, ein
Märchen ausgesprochen werden kann, um so besser.
Die schönheitsvolle Formgebung einer klassizisti-
schen Auffassung soll allenthalben eine verständnis-
voll-einfache, oberflächliche Schönheit sichern.

Die Malerei der achtziger, neunziger Jahre zeigte
auch der Zeichnung und Graphik neue Wege. Zwar
gelangt dadurch zunächst die malerische Auffassung
des Impressionismus auch in der Zeichnung zur
ausschließlichen Geltung. Die Zeichnung, die, wie
die Malerei irgend einen Ausschnitt der sichtbaren
Welt in Wirklichkeitsformen wiedergeben will, hat
sich ganz auf malerische Werte eingestellt. Man
sieht nur noch mit dem Auge des Malers, der die

gesehene Natur so wiedergeben will, wie er sie
sieht. Die Farbabstufungen, die stofflichen Unter-
schiede der Oberfläche der Dinge, die Gesamt-
wirkung der Gruppen-, der Licht- und Schatten-
massen finden die gleiche Berücksichtigung wie in
der Malerei. Die Vorliebe für die verschwommenen
Linien und Wischtöne ist dafür kennzeichnend. Man
denke nur an die radierten Bildnisse von Friß
Lederer, an die Arbeiten von Käthe Kollwiß, Alfred
Sohn-Rethel, Otto Paeschke, M. Oppenheimer, die
alle mit ausgezeichneten, charakteristischen Blättern
vertreten sind, um die Auffassung der Malerei auch
in der Radierung wiederzufinden.

Daneben aber will eine andere Richtung sich
jeder malerischen Beeinflussung entschlagen. Die
Formen sollen sich aufs engste der Fläche und den
gewählten technischen Verfahren anpassen. Hier
wird folgerichtig auf die unbedingte Ähnlichkeit mit
den wirklichen Formen der sichtbaren Welt ver-
zichtet. Denn die Eigenart des Ausdrucks, der
Sondergehalt inneres Erlebens soll den festen Kern
der Zeichnung bilden. So gewann man, über Klinger
hinausgehend, wieder den unmittelbaren Anschluß
an die alte deutsche Kunst, an den deutschen Kupfer-
stich des 15. und 16. Jahrhunderts, an den kernigen
Ausdruck der oft spröden, aber sicheren und festen
Strichführung, an das Überwiegen des Geistigen

MONOGRAMME UND BORTEN. KUNSTGEWERBESCHULE -BUDAPEST.
 
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