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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 38.1916

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Feodora-Maria: Von der Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.8538#0299

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KLEIDCHEN
MIT STICKEREI.

ZENTRAL-LEHR-
ANSTALT FÜR
FRAUENGEWERBE
IN WIEN.

VON DER MODE.

Es wurde schon viel um das Zustandekom-
men einer deutschen Moderichtung ge-
schrieben, geredet, gearbeitet und bis jetzt kei-
nerlei Resultat erzielt, und das, was wir heute
als deutsche Mode sehen, — darüber ist besser
zu schweigen. Solange die Modefrage bei uns
Deutschen problematisch behandelt wird, wer-
den wir auch nie eine eigene Mode haben: Die
Mode ist als Laune zu betrachten und soll als
solche nicht schulmeisterlich behandelt werden,
sie soll uns aber eben als Laune in der liebens-
würdigsten Form und Erscheinung erfreuen.
In ihrem Wechsel liegt das Reizvolle, das An-
regende, und jede Form wird immer einmal
jemand gefallen — und stets allen gefallen
wollen, das wäre doch zu anspruchsvoll. Leute
von Verständnis und taktvoller Lebensform
werden selten geschmacklos sein. Ein Mode-
gegenstand mag von einzelnen oft ganz gut er-
dacht sein; von vielen nachgeahmt, in der Masse
und Wiederholung aber, kann es unerträglich
wirken, ebenso wie viele Launen unerträglich
sind. Wir werden in jeder Moderichtung Schö-
nes und Häßliches zugleich finden; es gibt nir-
gends nur Schönes und ohne Gegensätze ent-

XIX. Juli igu, i

steht keine Wirkung. Das, was bei der Mode
öffentliches Ärgernis erregt, ist nicht die Art
der Form, sondern die Art und Weise wie
diese neue Form, sagen wir moderne Kleidung,
getragen wird und von einzelnen Frauen heraus-
fordernd betont wird. Es liegt an mangelndem
Taktgefühl und schlechtem Geschmack der Trä-
gerin. Die Kritik des Spießbürgers gibt dann
noch den Rest dazu. In unserem deutschen
Sinn liegt so viel künstlerisches Empfinden;
sollte es nicht möglich sein, es der Allgemein-
heit mehr zum Bewußtsein und der einzelnen
Frau mehr zur Erkenntnis zu bringen? Sollten
die deutschen „ernsthaften" Frauen nicht auch
denErnst der fröhlichen Laune erkennen lernen ?

Man sollte es der Zeit, den Fachleuten und
Künstlern überlassen, sich mit diesen Dingen
je nach Geschmack zu befassen, nicht alles Neue
von vornherein durch abfällige Kritik verwerfen,
nicht aus „Versuchen" ein „Versagen" prophe-
zeien, durch einzelne Modebestrebungen, die
alles Reizvolle und wie gesagt Launenhafte der
Mode beseitigen wollen, sich nicht beirren lassen
und letzten kläglichen Endes wieder dem Aus-
land nachbeten. — Durch das viele voreilige
 
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