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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Heimann, Moritz: Emil Rudolf Weiß
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0254

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Emil Rudolf Weiß.

PROFESSOR E. R. WEISS.

»DORFSTRASSE IM KAISERSTUHL« 1911.

übermannt, wird in sprödem Schmerz ihre
Seele rege, und ein Trauernder neigt seinen
Kopf auf den Arm; keine ergreifendere, schlich-
tere Elegie auf die schwer lastende Zeit wurde
uns gemalt. —■

Alle diese Bilder von Weiß, die Blumen, die
Früchte, die Landschaften, die Porträts — wie
unverwüstlich in Bürgergeistesfreiheit der Ge-
lehrte, wie amazonenhaft streng die Bilhauerin,
wie kinderernst Niki! — und selbst der an-
mutig-schwermütige Pierrot sind aus der Natur
direkt, ohne Umschweif, mit schaffendem Auge
herausgelesen. Zu mehr als Natur macht sie
die über alle Absichten siegende Lauterkeit
der Gesinnung, eine Idealität, die von den
Dingen nichts weiter will, als daß sie in einer At-
mosphäre von einigen Prozent mehr Sauerstoff,
als unserer irdischen, kraftvoll still aufglänzen!

Uberhaupt aber ist aller Kumt, allem Schönen,
aller geistigen Darstellung die Einfachheit, welche
ja auch der Wahrheit anzuhängen pflegt, ein wesent-
liches Gese^: wenigstens ist es immer gefährlich

sich von ihr zu entfernen................

Zum Maßstab eines Genie's soll man nicht die
Fehler in seinen Produktionen, oder die schwächeren
seiner Werke nehmen, um es dann danach tief zu
stellen; sondern bloß sein Vortrefflichstes. Denn
auch im Intellektuellen klebt Schwäche und Verkehrt-
heit der menschlichen Natur so fest an, daß selbst
der glänzendeste Geist nicht durchweg jederzeit von

ihnen frei ist........................

Was hingegen das Genie auszeichnet und daher
sein Maßstab seyn sollte, ist die Höhe, zu der es
sich, als Zeit und Stimmung günstig waren, hat auf-
schwingen können, und welche den gewöhnlichen
Talenten ewig unerreichbar bleibt. Arthur Schopenhauer.
 
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